Siemens: Umsatzrendite faellt unter die Drei-Prozent-Marke

29.07.1994

Von Arnd Wolpers

Mit acht Milliarden Mark Kosteneinsparungen in den vergangenen drei Jahren gelang dem Siemens-Konzern ein grosser Rationalisierungsschritt. Im laufenden Jahr werden noch einmal Produktivitaetsverbesserungen mit einem Spareffekt von bis zu sechs Milliarden Mark angestrebt. Dennoch genuegt der Kraftakt nicht, um das Unternehmen aus der Kostenklemme zu befreien. Die Margen sinken schneller als sich die Einsparungen erzielen lassen. Deshalb wird im laufenden Geschaeftsjahr ein Ergebnisrueckgang von zehn bis fuenfzehn Prozent erwartet. Die Umsatzrendite faellt bei einem Konzernumsatz von 84 Milliarden Mark unter die Marke von drei Prozent vor Steuern (nach 3,6 Prozent im Vorjahr). 1991 waren noch vier Prozent und 1992 noch 4,7 Prozent erloest worden. Wenn der Reingewinn des Vorjahres (nach Steuern) fast wieder erreicht wird, so ist dies den ausserordentlichen Ertraegen aus dem Verkauf des Herzschrittmacher-Geschaefts zu verdanken, der nach Schaetzungen zwischen 300 und 400 Millionen Mark einbringen wird.

Vor allem der Bereich oeffentliche Kommunikationsnetze hat deutlich an Ertragskraft eingebuesst. Betrachtet man die Turbulenzen, in die Zulieferer wie Quante geraten sind, so kann man sich den Profitabilitaetseinbruch dieses Zweiges vorstellen. Seitdem die Telekom ihre schuetzende Hand nicht mehr ueber diese Maerkte haelt, weht ein rauher Wind.

Dennoch: Die Siemens-Vorwaertsstrategie duerfte sich fuer die Aktionaere auszahlen. In den USA ist der operative Break-even nahegerueckt. Der Siemens-Halbleiterbereich verdient erstmals seit zehn Verlustjahren wieder Geld, und die Fehlbetraege der SNI tendieren ruecklaeufig.

Entscheidend aber ist, dass die erreichten Produktivitaetsverbesserungen und der nachhaltige Personalabbau schon bei einer leichten Steigerung der Kapazitaetsauslastung spuerbare Ertragsverbesserungen nach sich ziehen werden. So duerfte sich der Siemens-Gewinn je Aktie nach voraussichtlich 36 Mark fuer das laufende Jahr zwischen 42 und 45 Mark je Aktie im kommenden Geschaeftsjahr einpendeln.

Der Finanzbereich wird nicht mehr so positiv zu diesem Ergebnis beitragen koennen wie noch im vergangenen Geschaeftsjahr. Siemens bemueht sich jedoch, durch die aktive Verwaltung seines Immobilienbesitzes einen Ausgleich zu schaffen. Die hier schlummernden Ertragsreserven koennten den ueberproportional sinkenden Beitrag des Finanzbereichs zum Konzernergebnis mehr als ausgleichen. Siemens besitzt 45 Millionen Quadratmeter Grund, davon knapp 20 Millionen Quadratmeter bebaut. Die Immobilien sind auf 730 Standorte verteilt. Zwei Drittel davon befinden sich im Inland. Der Verkehrswert dieses Grundbesitzes duerfte beim Eineinhalb- bis Zweifachen der Siemens-Boersenbewertung liegen.

Der schnelle technologische Wandel wird zu einer Beschleunigung der Verlagerung der Siemens-Standorte ins Ausland beitragen. Der Immobilienbesitz wird deshalb in den kommenden Jahren wesentlich zur Finanzstaerke von Siemens beitragen.

Arnd Wolpers ist Geschaeftsfuehrer der Vermoegensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in Muenchen. Die hier veroeffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir fuer vertrauenswuerdig und zuverlaessig halten. Trotz sorgfaeltiger Quellenauswahl und -auswertung koennen wir fuer Vollstaendigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit uebernehmen, als grobe Fahrlaessigkeit oder Vorsatz Haftung begruenden. Jede

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