Finanzvorstand kündigt Kahlschlag an

Siemens streicht massiv Stellen

30.08.2002
MÜNCHEN (CW) - Weltweit insgesamt 4000 Mitarbeiter will die Siemens-Netzsparte Information and Communication Networks (ICN) entlassen. Der Kahlschlag bei der Siemens-Tochter würde damit mittlerweile rund 20 500 Mitarbeiter treffen.

Eine entsprechende Meldung an den Wirtschaftsausschuss des Unternehmens wurde auf einer Betriebsversammlung bekanntgegeben. ICN hat zudem mit rund 7,4 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres fast 20 Prozent weniger Umsatz als im vergangenen Jahr erwirtschaftet. Aus Firmenkreisen wurde laut, dass die anhaltende Krise den Konzern in eine gewisse Ratlosigkeit ob der künftigen Strategie treibt. ICN-Personalchef Matthias Bellmann wird mit den Worten zitiert, "seit Monaten herrscht Unklarheit".

Bellmann wie vorige Woche auch schon der Finanzchef des Siemens-Konzerns, Heinz-Joachim Neubürger, warnen eindringlich davor, dass mit den einschneidenden Maßnahmen das Ende der Talsohle erreicht sei. Bellmann spricht gar von einer "existenziellen Krise". Der Markt werde sich nicht mehr auf das Niveau von 2000/01 erholen.

Neubürger hatte die Beschäftigten des Konzerns in der Mitarbeiter-Zeitschrift "Siemens Welt" gewarnt, das kommende Geschäftsjahr werde noch härter als das laufende. Folge müsse ein eiserner Sparkurs sein. Siemens, so der Finanzchef, sehe sich mit einer schwächeren Nachfrage in vielen wichtigen Märkten konfrontiert. Zudem stecke die Weltwirtschaft in einer tiefen und anhaltenden Rezession. An Geschäften festzuhalten, die schon lange keine nennenswerte Rendite gebracht hätten, könne deshalb nicht im Interesse des Unternehmens liegen.

Arbeitnehmervertreter versuchen derweil, die Entlassungen durch Kurzarbeit oder neue Arbeitszeitmodelle à la Volkswagen abzuwenden. Diesen Plänen erteilte Personalchef Bellmann aber eine Absage. Rein rechnerisch müsste die Arbeitszeit bei der momentanen wirtschaftlichen Lage von ICN um 30 bis 40 Prozent reduziert werden. Kurzarbeit sei bei der gegenwärtigen strukturellen Wirtschaftskrise kein geeignetes Mittel zur Abhilfe.

Siemens hat inzwischen die Gerüchte über einen weiteren Stellenabbau innerhalb der defizitären Netzwerksparte ICN bestätigt. Neben den bereits geplanten 16500 Stellen sollten weitere 1300 Jobs dem Rotstift zum Opfer fallen. Diese 1300 Entlassungen sind in den genannten 4000 Arbeitsplatzreduzierungen enthalten. (jm)