Philips konzentriert sich auf MDT und Terminals

Siemens-Solo statt Unidata-Chor

12.09.1975

EINDHOVEN - Kaum hatte Philips seine Absicht bekanntgegeben, aus der vor zwei Jahren gegründeten Unidata auszuscheiden, da begann auch schon die Demontage: aus Klischees für Philips- Anzeigen wurden die Unidata-Schriftzüge herausgesägt.

Dem fünftgrößten nichtamerikanischen Unternehmen der Welt wurde das Geschäft mit General-Purpose-Computern zu teuer: Zuschußbedarf etwa ein Prozent vom Jahresumsatz oder über 200 Millionen Mark. Das DV-Minus der Holländer dürfte damit noch über dem von Xerox gelegen haben, die aus dem defizitären Geschäft jetzt ebenfalls aussteigen.

Innerhalb der nächsten zwei Jahre will Philips seine gesamten DV-Aktivitäten reorganisieren. Dazu gehört der Austritt aus der Unidata ebenso wie der "praktisch totale Ausstieg aus dem Geschäft mit mittleren und großen Systemen" (so ein Hamburger Philips-Sprecher).

Schluß mit 1000er Serie

Auf CW-Anfrage präzisierte man in Eindhoven: Definitives Ende der Philips-Serie 1000 (fünf Typen mit 16 Modellen und Hauptspeichern zwischen 16 und 512 KB, mit Zusatzhauptspeichern über 2 MB) und auch Ende für den Philips-Teil der Unidata-Serie 7000, für die Philips die 7720 (48 bis 160 K) bauen sollte. Die Diebold-Statistik verzeichnete Anfang 1975 in der Bundesrepublik 32 Philips 1000er-Installationen wovon etwa die Hälfte im Konzernbereich gestanden haben dürfte.

Eiserfeld nicht betroffen

Größtes Philips-Modell wird künftig die P 450, gebaut in Appeldoorn, sein. Beibehalten werden ferner die 300er und 350er Bürocomputer, Klein- und Minicomputer, Datenerfassungsgeräte und Terminals. Philips Electrologica GmbH in Eiserfeld ist von der Neuregelung nur insofern betroffen, als die bisher in die Unidata-Kooperation einbezogenen Bürocomputer künftig unabhängig von den vormaligen Partnern vertrieben werden.

Die Wartung für die P-1000-Computer will Philips sicherstellen. Einzelheiten über die Zukunft der Unidata 7720 werden erst in der auch von Siemens angestrebten "Neuregelung der Unidata-Vereinbarungen" geklärt.

Siemens-Kommentar: Die Systempolitik der Unidata wird von Siemens unverändert fortgeführt. Die 4004- und 7000-Produkte werden künftig von Siemens auf allen Märkten angeboten. "Wir sind in der Lage, sämtliche Systeme aus Siemens-Fertigung zu liefern und wollen den DV-Bereich weiter intensivieren"

Bei insgesamt 600 laufenden Aufträgen über Systeme der 7000er-Serie sieht Siemens keine Probleme:"Wir füllen den Unidata-Mantel auch allein aus."

Philips will zwar Lieferverpflichtungen aus bereits placierten Unidata-Aufträgen voll erfüllen, plant aber, von den jetzt etwa 4000 holländischen Mitarbeitern im Computersektor 2000 bis 2500 in andere Konzernbereiche umzusetzen; weltweit beschäftigt Philips im DV-Unternehmenbereich derzeit rund 10000 Mitarbeiter.