Aktie bricht ein - Gewinnwarnung schockiert

Siemens senkt nach Überprüfung von Großprojekten Gewinnerwartung

17.03.2008
Der Technologiekonzern Siemens muss sich nach einer Überprüfung verschiedener Großprojekte von seinen Gewinnerwartungen für dieses Geschäftsjahr verabschieden.

Im laufenden Quartal sei mit einer Ergebnisbelastung von rund 900 Millionen Euro zu rechnen, teilte das Unternehmen in der Nacht zum Montag in München mit. Den Löwenanteil der Belastungen in Höhe von 600 Millionen Euro erwarte man dabei im Kraftwerksbau, sagte Siemens-Chef Peter Löscher bei einer Telefonkonferenz in München.

Weitere 200 Millionen Euro stammten aus dem Bahngeschäft. Hier verzögere sich die Auftragsentwicklung beim Transrapid in China und bei der Niederflur-Straßenbahn Combino. Die verbleibenden 100 Millionen fallen bei Siemens IT Solutions and Services (SIS) an. Der Konzern gehe davon aus, dass die Ergebnisbelastungen im laufenden Quartal den größten Teil der Zusatzbelastungen in 2008 ausmachten. Die Ziele für 2010 bestätigte Siemens. Für 2009 sei "eine klare Entwicklung" in Richtung dieser Ziele zu erwarten.

Aktie bricht ein

Siemens-Aktien sind am Montag nach der Gewinnwarnung eingebrochen. Die Anteile des Technologiekonzerns standen gegen 10.00 Uhr 12,65 Prozent tiefer bei 69,97 Euro. Bei 69,75 Euro wurde der tiefste Stand seit November 2006 markiert. Der deutsche Leitindex DAX fiel gleichzeitig um 2,86 Prozent auf 6.267,43 Zähler.

"Alle Ampeln sind bei Siemens übers Wochenende auf Rot gesprungen", sagte ein Händler. Zwar sei über Probleme in der Energiesparte bereits in Medien berichtet worden und diese seien womöglich nicht ganz neu, eine so deutliche Gewinnwarnung schockiere aber und treffe auch den angeschlagenen Aktienmarkt völlig unvorbereitet. Ein anderer Börsianer sieht die Belastung für Siemens selbst allein aus der reduzierten Prognose bei 1,17 Euro je Aktie - der Abschlag fällt aber im schwachen Marktumfeld viel höher aus.

Ein weiterer Händler sagte: "Verglichen mit den aktuellen Analystenschätzungen liegt die neue Prognose meilenweit daneben." Mit dem Rutsch der Aktien unter die 80-Euro-Marke trübe sich auch das Chart deutlich weiter ein und es sei mit entsprechend hohem Druck zu rechnen. Auch institutionelle Anleger wie Fonds dürften zum Ausstieg gezwungen werden.

"Das ist definitiv negativ überraschend. Details müssen aber aus der Telefonkonferenz ab 9.00 Uhr abgewartet werden", sagte Analyst Marco Günther von der Hamburger Sparkasse. Dabei sollte geklärt werden, so der Analyst, ob es sich um Einzelfälle handelt oder sich eine nachhaltige Eintrübung des Geschäft abzeichne. Das Vertrauen in die Aktien stärke die Gewinnwarnung aber definitiv nicht und entsprechend brechen die Titel im schwachen Gesamtmarkt ein.

UniCredit hat Siemens nach der Gewinnwarnung mit "Buy" und einem Kursziel von 121 Euro bestätigt. Das Festhalten an den Finanzzielen für das Jahr 2010 sei vor diesem Hintergrund positiv zu werten, schrieb Analyst Roland Pitz. Wie bisher angenommen sei eine klare Entwicklung zum Erreichen der Ziele in 2009 zu erwarten. Die Schätzung für den Gewinn je Aktie im Jahr 2008 werde nach einer groben Indikation von 6,18 auf 5,40 Euro sinken. Cheuvreux zeigte sich am Morgen weiterhin skeptischer bezüglich der Siemens-Aktie: Analyst Bernd Laux beließ seine Empfehlung bei "Underperform" mit dem Ziel 80 Euro. (dpa/tc)