SIS aber weiter schwach

Siemens rechnet mit Auftrags- und Umsatzplus

29.06.2010
Der Elektrokonzern Siemens lässt die Auswirkungen der Wirtschaftskrise zusehends hinter sich.
Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser (Fotos: Siemens)
Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser (Fotos: Siemens)
Foto: Siemens

Zum ersten Mal seit dem Schlussquartal des Geschäftsjahres 2007/2008 (Ende September) dürften sowohl Auftragseingang als auch Umsatz im gerade ablaufenden dritten Quartal zulegen, sagte Finanzchef Joe Kaeser am Dienstag auf einer Investorenveranstaltung. Die kurzzyklischen Geschäfte, etwa die Lichtsparte Osram, erholten sich weiter, und aus den Schwellenländern verspüre der Konzern eine starke Nachfrage. Seine Zahlen für das dritte Geschäftsquartal will Siemens Ende Juli vorlegen. An der Börse verlor die Aktie am Vormittag in einem sehr schwachen Markt mehr als zwei Prozent.

Das für die Münchener wichtige Sektorenergebnis, also den Gewinn der drei Sektoren Industrie, Energie und Gesundheit, sieht Kaeser im dritten Quartal nahe der Höhe des Vorquartals. Damals hatte das Unternehmen hier rund 2,1 Milliarden Euro verdient. Vor allem die verbesserte Produktivität dürfte sich dabei bemerkbar machen. Insgesamt rechnet das Management damit, dass Auftragseingang und Umsatz der Sektoren im dritten Quartal höher ausfallen als im Vorjahreszeitraum und im Vorquartal. Beim Umsatz dürfte sich dabei der starke US-Dollar auswirken.

LED-Nachfrage brummt

Im Industriegeschäft profitiert Siemens erneut vor allem von einer kräftigen Nachfrage der Automobilindustrie für die Leuchtdioden (LED) aus der Lichtsparte Osram. Operatives Ergebnis, Auftragseingang und Umsatz des Industrie-Sektors dürften die Werte des Vorquartals nach Kaesers Einschätzung übertreffen. Es läuft aber noch nicht überall rund. Im Geschäft mit Industrielösungen und der Gebäudetechnologie habe die Entwicklung den Boden noch nicht erreicht, sagte der Manager.

Im Energiegeschäft, wo Siemens neben klassischen Kraftwerken auch erneuerbare Energien wie Windkraft im Portfolio hat, ist das Bild zweigeteilt. Während Umsatz und Ergebnis knapp unter dem Vorjahr liegen dürften, sollte der Auftragseingang kräftig von 6,1 Milliarden auf 6,9 Milliarden Euro anziehen. In den vergangenen Quartalen hatten dem Sektor fehlende Großaufträge zu schaffen gemacht. In jüngster Zeit häuften sich allerdings umfangreiche Bestellungen gerade für die Windkraftanlagen des Konzerns. Mittelfristig erwartet Siemens eine Rückkehr des Energie-Marktvolumens auf das Rekordniveau des Jahres 2008.

IT-Sparte SIS wohl mit Verlust

Das Gesundheitsgeschäft profitiert laut Kaeser von der US-Gesundheitsreform, die den Nachfragestau etwas löse. Das Ergebnis dürfte im dritten Quartal entsprechend höher als noch vor einem Jahr ausfallen und in etwa auf dem Niveau des Vorquartals liegen. Auch Auftragseingang und Umsatz erwartet Kaeser höher als vor einem Jahr oder im Vorquartal.

Die kriselnde IT-Sparte SIS , die Siemens ausgliedern will, dürfte rote Zahlen schreiben. Die Sparte, in welcher der Konzern tausende Stellen abbauen will, bewege sich in einem sehr schwierigem Feld. Die Gespräche über den Jobabbau befänden sich auf einem guten Weg, sagte Kaeser. Beim Sorgenkind, dem Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks (NSN), sieht der Manager positive Ansätze. Die Wettbewerbssituation für das Gemeinschaftsunternehmen bleibe jedoch extrem herausfordernd.

Jahresziele

Im Frühjahr hatte Siemens nach einem Gewinnsprung seine Prognose angehoben und sich auch zuletzt optimistisch zum Geschäftsverlauf geäußert. Im Geschäftsjahr 2009/2010 (Ende September) will der Konzern ein Sektorenergebnis über dem Rekord-Vorjahreswert von 7,5 Milliarden Euro schaffen. Die Erlöse sieht Siemens im mittleren einstelligen Prozentbereich schrumpfen. Dank greifender Spar- und Umbaumaßnahmen in Verwaltung, Vertrieb und Einkauf hatte der Elektrokonzern im zweiten Quartal trotz schrumpfender Umsätze den Gewinn gesteigert. (dpa/tc)