OEM- und Marketingabkommen über "intelligente" Netzknoten

Siemens-Nixdorf sichert sich Netz-Technik von Ungermann-Bass

10.01.1992

MÜNCHEN (CW) - Die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG lizenziert künftig die LAN-Produkte der Ungermann-Bass Inc. und integriert sie in ihre Systeminstallationen. Das sieht eine jüngst getroffene OEM-Vereinbarung der Münchner mit der 100-Prozent-Netztochter von Tandem Computers aus dem kalifornischen Santa Clara vor.

SNI erhält nach gleichlautenden Erklärungen der Vertragspartner Zugriff auf das Ungermann-Bass-System Access/One. Die Produktreihe umfaßt sogenannte "Intelligent Wiring Centers" oder Netzknoten, deren modulare Technik die Integration von Netzkomponenten wie Bridges und Routern sowie von Servern und Konzentratoren ermöglicht. An

Access/One können nach Angaben von SNI und Ungermann-Bass lokale Netze angeschlossen werden, unabhängig von ihrer Topologie. Damit erhält SNI als Netze-Integrator Zugang zu einem Markt, der sich aus Betreibern von LANs auf der Basis der Standards Ethernet, Token Ring und FDDI zuammensetzt.

Nach den Worten von Otto-Hermann Grüneberg, im SNI-Vorstand für den Vertrieb zuständig, können die Münchner und Paderborner damit "sowohl in der Mainframe-Welt als auch bei offenen Systemen sämtliche Vernetzungsformen abdecken". Ungermann-Bass sei aus diesem Grund "der ideale Partner" für SNI, so Grüneberg.

In einer Mitteilung von Ungermann-Bass heißt es, durch vor kurzem angekündigte Erweiterungen der Access/One-Familie verfüge man - und damit auch SNI - über den einzigen Netzknoten ("Hub"), der die Leistung von RISC-Architekturen unterstütze, ebenso wie Multimedia-Applikationen und die nahtlose Integration von lokalen (LANs) und Weitverkehrs-Netzen (WANs). SNI und Ungermann-Bass zufolge waren technische Leistungsmerkmale der Grund für SNI, die Kalifornier aus 36 Bewerbern für den OEM-Deal auszuwählen.

Gemeinsame Entwicklungen sind zwar geplant, SNI gibt aber noch keinen Zeitpunkt an, wann die ersten Produkte erwartet werden können. Ein Beispiel für ein gemeinsames Projekt, so SNI-Sprecher Gerhard Sorge zur COMPUTERWOCHE, sei die Entwicklung drahtloser lokaler Netze. Mit Sicherheit jedoch, soviel könne er aus der SNI-internen Roadmap preisgeben, werde man innerhalb der nächsten beiden Quartale noch keine Produkte vorstellen können.

Ob es im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 1991/92 etwas werden könne, so Sorge, entziehe sich seiner Kenntnis.

Neben der Lizenzierung ihrer Netztechnologien auf OEM-Basis wird Ungermann-Bass nach eigenen Angaben auch gemeinsame Marketing-Aktivitäten mit SNI aufnehmen, und zwar in "ausgewählten vertikalen Märkten". Auf Nachfrage erklärte Sorge für SNI, hierbei handele es sich beispielsweise um den Einzelhandel, vor allem in den USA.

Ralph Ungermann, Präsident der 1979 von ihm gegründeten kalifornischen Company, glaubt, daß Ungermann-Bass in der näheren Zukunft noch eine Reihe weiterer Technologie-Abkommen wie das mit SNI abschließen und dadurch den Markt für die eigenen Netzprodukte deutlich ausweiten kann. Die Partnerschaft mit dem deutschen DV-Konzern stärke bereits deutlich die eigene Position auf dem europäischen Markt für lokale Netze.