Anschluß an heterogene Unternehmens-DV

Siemens-Nixdorf hilft Microsoft mit Middleware-Technik aus

01.11.1996

Konkret geht es um Erweiterungen von Back Office durch die System-Management-Umgebung "Transview", den Transaktionsmonitor "Open UTM", den Verzeichnisdienst "Dir.X" sowie die Technik zur unternehmensweiten Datenübertragung "Open FT". Realisiert wird diese Anbindung nur zum Teil durch Portierungen der Siemens-Nixdorf-Produkte auf Windows NT.

Außerdem haben SNI und Microsoft vereinbart, gegenseitig ihre Produkte zu vermarkten. So darf die Siemens-Tochter künftig ihre unter dem Begriff "Enterprise Middleware Framework" zusammengefaßten Erzeugnisse über die Microsoft Solution Provider vertreiben. Im Gegenzug nehmen die Müncher das Back-Office-Paket von Microsoft in ihre Vertriebskanäle auf. In beiden Fällen wird der Gates-Company die Tür zu Großunternehmen geöffnet, die entweder bereits SNI-Kunden sind oder aber Back Office nur brauchen können, wenn sich das Paket in die Unternehmens-DV eingliedern läßt.

Microsoft verspricht sich von der Produkterweiterung eine bessere Integration in die heterogene DV-Welt der Großanwender. In diesem Zusammenhang räumte General Manager Thomas Koll ein, daß Begriffe aus der Groß-DV wie Back Office und System Management Server (SMS) zu überzogenen Vorstellungen geführt hätten. Man habe versäumt, klarzumachen, daß die Bezeichnungen lediglich für die Ebene der Workgroup-Server gelten. Insofern sei man auf Partner wie Siemens-Nixdorf angewiesen.

Beide Firmen werten die Kooperation als Zeichen der Bedeutung von Windows NT im Server-Markt. "Zumindest im Bereich Workgroup-Server gibt es daran nichts mehr zu deuteln", schränkt Robert Hoog, Mitglied der SNI-Geschäftsleitung, seine Anerkennung für den NT-Erfolg ein. So ziele das gemeinsame Engagement vor allem auf Intel-Plattformen, zumal Microsoft die Betriebssystem-Entwicklung für die Mips-basierten RISC-Systeme eingestellt hat, zu denen auch die RM-Rechner von SNI zählen.

Optionen neben dem Bündnis mit Microsoft

Beide Unternehmenssprecher warnen davor, zu große Erwartungen in die Kooperation zu setzen. So werde Microsoft laut Koll keineswegs die eigene Entwicklung eines Directory-Service zugunsten von SNIs Dir.X einstellen. Umgekehrt legt Hoog Wert auf die Feststellung, daß es sich bei den Microsoft-Produkten lediglich um eine Erweiterung der eigenen Produktpalette handle. SNI bleibe weiterhin eine Unix-Company.

Daß sich die Münchner mehrere Optionen offenhalten wollen, zeigt die Vorstellung der objektorientierten Entwicklungsumgebung "Gina", die Objekte für heterogene und transaktionsgesicherte Client-Server-Umgebungen erzeugt. Das Werkzeug basiert auf Open UTM und besteht aus einem Persistenzservice und dem "Transactional Object Request Server". Dahinter verbirgt sich ein mit herkömmlichen Techniken wie LU 6.2 erstelltes Messaging-Verfahren mit den Funktionen eines Objekt-Brokers, das dafür aber unabhängig von den Objektmodellen von Microsoft und der konkurrierenden Object Management Group (OMG) funktioniert. Auf diese Weise sollen die Anwender mit Objekten aus beiden Welten arbeiten können. Dafür sorgen Schnittstellen für die Interface Definition Language (IDL) von der OMG und in einer späteren Version für Microsofts DCOM. Darüber hinaus sollen sich auch Altsysteme wie etwa der Transaktionsmonitor CICS einbinden lassen.

Allerdings lehnt sich Siemens-Nixdorf zumindest auf Intel-Plattformen immer öfter an Techniken der Gates-Company an. So orientiert sich das Unternehmen im Komponentenbereich an Microsofts OLE und Active X. Das gilt insbesondere für das Entwicklungs-Framework "Comunity" und das damit programmierte kaufmännische Softwarepaket "ALX Comet". Diese Tendenz, so Hoog, werde durch die jetzige Vereinbarung noch verstärkt.