SNI als "Abschreibungsobjekt" für Siemens

Siemens-Nixdorf-Aktien lohnen keine finanzielle Anstrengung

26.07.1991

Die Siemens AG berichtete über einen Verlust der Siemens Nixdorf Informationssysteme AG von bisher 380 Millionen Mark im laufenden Geschäftsjahr. Presseberichte, die für das Geschäftsjahr 1990/1991 von einem SNI-Verlust von 500 Millionen Mark ausgehen, werden hingegen von der SNI AG zurückgewiesen.

Die unterschiedlichen Interpretationen des Geschäftsgangs der SNI durch Mutter und Tochter könnten damit zusammenhängen, daß die Mitteilung des Siemens-Finanzvorstandes an einen anderen Empfängerkreis gerichtet ist als die Stellungnahme der SNI AG. Während SNI die eigene Arbeit und den eigenen Erfolg im Auge hat dürfte es beim Bericht der Mutter eher darum gehen, um Verständnis für die Siemens-Probleme mit der SNI-Beteiligung zu werben. Im Zusammenhang der Übernahme der Stimmen- und Kapitalmehrheit von Siemens an SNI hatte es Kritik von Nixdorf-Kleinaktionären an der Kursentwicklung gegeben. Unter Umständen dient die Informationspolitik der Siemens AG auch einer Korrektur der Erwartung der freien SNI-Aktionäre und als Hinweis auf den "Opfergang" der Siemens AG.

Die zu Beginn des laufenden Geschäftsjahres geweckten Erwartungen werden in jedem Falle weit verfehlt. Man war angetreten, um schon 1991 im operativen Bereich ein ausgeglichenes Ergebnis zu erwirtschaften. Noch im März dieses Jahres hatte man gehofft, daß es möglich sein würde, den negativen Trend der ersten fünf Monate im Geschäftsverlauf aufzuhalten.

Die derzeitige Informationspolitik zeigt, daß SNI nicht nur am eigenen Unternehmenserfolg arbeitet, sondern auch dem Interesse des Großaktionärs Siemens zu dienen hat. Für den außenstehenden Kleinaktionär ergeben sich daher zwei Risiken:

- Der Geschäftsverlauf entwickelt sich weiterhin so unbefriedigend wie in der Vergangenheit, und

- die Siemens AG kann mit einer Tochter SNI AG als "Abschreibungsobjekt" gut leben.

Das kann aber nicht das Interesse der außenstehenden Kleinaktionäre sein. Die SNI-Aktie eignet sich - trotz des gedrückten Kurses - deshalb nicht zum Kauf.

*Arnd Wolpers ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in München.