Ein Tool protokolliert alle Anwendungsaktivitäten

Siemens Medizintechnik kann sich aufwändige Simulationen sparen

03.03.2000
MÜNCHEN (CW) - Um den extrem hohen Anforderungen an die Zuverlässigkeit medizinischer Geräte gerecht zu werden, setzt der Siemens-Bereich Medizintechnik, Erlangen, für die Entwicklung einer neuen Softwaregeneration ein Werkezug ein, mit dem sich Programmierfehler analysieren lassen, ohne sie zu reproduzieren.

Bei Siemens Medizintechnik galten Hard- und Software der Geräte lange Zeit als untrennbar, weshalb jede Abteilung beides entwickelte. Doch seit einigen Jahren arbeitet man dort an der von unterschiedlichen Geräten nutzbaren, Windows-NT-basierten Software "Syngo". Wie der für die Endtests verantwortliche Klaus Moritzen berichtet, sind allein in Erlangen etwa hundert Mitarbeiter mit Konzeption, Entwicklung und Test der Syngo-Module beschäftigt; hinzu kommen Kollegen in Bangalore und New Jersey. Mit Microsofts "Visual C++ 6.0" haben sie schon über eine Million Codezeilen erstellt. Die fehlerfreie Funktion dieser Software wird in aufwändigen Tests nachgewiesen.

Ausgetestetes Modul machte plötzlich Probleme"Wir müssen nicht nur das Funktionieren der Software überprüfen, sondern auch sicherstellen, dass sie in einer Vielzahl von Kundenumgebungen funktioniert", erläutert Moritzen. Mit welchen Tücken seine Abteilung kämpft, zeigte sich beispielsweise, als ein Modul, das schon in mehreren Umgebungen erfolgreich getestet worden war, auf Doppelprozessor-Rechnern mit zwei 450-Megahertz-Pentium-Prozessoren Probleme machte - normalerweise ein Super-GAU.

Lösen ließ sich das Problem mit dem "BugTrapper" von Mutek Solutions, einem Spinoff von Mercury Interactive. "Das Tool protokolliert alles, was auf dem System geschieht, so dass wir selbst bei einem Absturz genau sehen, was vor der Störung abgelaufen ist", lobt Moritzen. So ließ sich auch die Fehlfunktion, die Syngo auf der Doppelprozessormaschine zeigte, einkreisen: Bei einem bestimmten Betriebszustand kam es auf den schnellen Maschinen zu einem Timing-Problem. Heute arbeiten etwa 100 Bug-Trapper-Lizenzen bei Siemens Medizintechnik. Aufwändige Simulationen, mit denen Fehler reproduziert werden müssen, gehören der Vergangenheit an.