Kampfansage an Ericsson im Mobilfunkgeschäft

Siemens legt die Messlatte für den Erfolg höher

22.12.2000
MÜNCHEN (CW) - Der Siemens-Konzern hat sich mittelfristig eine deutliche Stärkung der Ertragskraft vorgenommen. So soll die Profitabilität im operativen Geschäft um durchschnittlich 20 Prozent pro Jahr steigen.

Siemens-Chef Heinrich von Pierer zeigte sich auf der Bilanzpressekonferenz in München ehrgeizig: Binnen der nächsten drei Jahre müsse sich die Ergebnisrendite nahezu verdoppeln. Erreicht werden soll dies durch eine jährliche Steigerung der Ebit-Marge, das ist das Verhältnis des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern zum Umsatz, um durchschnittlich 20 Prozent. Von Pierer deutete an, dass sein Unternehmen damit in absehbarer Zeit zum Erzrivalen General Electric aufschließen möchte, der bei dieser Kennziffer mit einem internationalen Spitzenwert von 15 Prozent glänzt. Zum Vergleich: Basierend auf dem Konzernabschluss 1999/00 mit einem Umsatz von 69,3 Milliarden Euro (ohne Infineon sowie das Finanz- und Immobiliengeschäft) und einem Nettogewinn aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 3,4 Milliarden Euro erzielte Siemens eine Ebit-Marge von 5,3 Prozent.

Bezogen auf die einzelnen Konzernsparten, dürfte die Vorgabe enorme Kraftanstrengungen bedeuten. So müssen beispielsweise die Bereiche Information and Communication Networks (ICN) und Information and Communication Mobile (ICM), die im zurückliegenden Geschäftsjahr mit zusammen 20,4 Milliarden Euro den mit Abstand größten Anteil zum Gesamtumsatz beisteuerten, ihre Ebit-Marge von 5,1 Prozent auf einen Wert zwischen sieben und zehn Prozent beziehungsweise von 7,8 auf elf Prozent steigern. "Die weitere Stärkung unserer Ertragskraft hat erste Priorität", untermauerte von Pierer diesen Anspruch. Gleichzeitig kündigte er für das laufende Geschäftsjahr 2000/01 (Ende: 30. September) zweistellige Wachstumsraten bei Umsatz und Auftragseingang an.

Zudem sollen sechs neue "Aktionsfelder", die quasi eine Fortschreibung des Mitte 1998 aufgelegten und inzwischen weitgehend abgearbeiteten Zehn-Punkte-Programms zum Konzernumbau bedeuten, dazu beitragen, die Profitabilität zu steigern. Im Zentrum stehen dabei, wie von Pierer ausführte, die weitere Optimierung des Geschäftsportfolios, die Wandlung des Unternehmens zur E-Company sowie die forcierte Internationalisierung (Schwerpunkte: USA und China) des Konzerns. Unter anderem wollen die Münchner - wie bereits vor einigen Wochen angekündigt - innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre rund eine Milliarde Euro investieren, um sich für das E-Business fit zu machen.

Zum Teil recht pointiert ging von Pierer auf einige der bekannten "Baustellen" im Konzern ein. Der im vergangenen Quartal zu beobachtende Gewinneinbruch im Mobiltelefongeschäft sei nur eine "Delle" gewesen. Allein im November habe Siemens mehr als vier Millionen Handys abgesetzt. Grundsätzlich bleibe es bei dem Ziel, weltweit hinter Nokia und Motorola drittgrößter Anbieter zu werden. Beim Aufbau der neuen UMTS-Netze sehe man allerdings mit Besorgnis, dass sich "das Ausrüstergeschäft mehr oder weniger zu einem Finanzierungsgeschäft entwickelt", kritisierte von Pierer offen das Gebaren einiger Wettbewerber wie zum Beispiel Ericsson, die bei den Mobilfunk-Providern zum Teil massiv in finanzielle Vorleistung gehen.

Gleichzeitig deutete der Siemens-Chef an, dass sich der geplante Börsengang der US-Tochter Unisphere angesichts der schlechten Stimmung an den Aktienmärkten weiter hinauszögern könnte. Ob es das PC-Joint-Venture Fuijtsu-Siemens, das zuletzt rote Zahlen schrieb, im laufenden Jahr schaffen wird, wieder profitabel zu werden, ließ von Pierer indes offen.