Weiteres Hoffen auf verbesserte Ertragslage:

Siemens: Konzentration und Zukäufe

30.07.1982

MÜNCHEN (nw) - Wann das Sorgenkind Datentechnik bei der Siemens AG. München, endlich alleine laufen kann, steht noch "in den Sternen" . Doch jetzt sieht der neue Leiter des Unternehmensbereichs D, Dr. Claus Kessler, wieder Silberwölkchen am Horizont: Eine umfassende Kostenkontrolle und gleichzeitig Leistungsverbesserung sollen das Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr sowie langfristig heben.

Siemens läßt sich diese Maßnahmen einiges kosten. So geben die Münchener für die Weiterentwicklung von Rechnern, Peripheriegeräten, Betriebssystemen und Anwenderprogrammen 400 Millionen Mark aus. Doch auf die Dauer sei ein Entwicklungsaufwand von 20 Prozent vom Umsatz zuviel, meint Kessler.

Geforscht wurde allerdings immer schon eifrig: Von 1967 bis 1979 erhielt Siemens rund eine Milliarde Mark aus den drei Förderprogrammen des Bundes in Höhe von 3,5 Milliarden Mark. Während dieses Zeitraums brachten die Münchener 4,3 Milliarden Mark an eigenem Entwicklungsaufwand in der Datentechnik auf.

In den ersten neuen Monaten des laufenden Geschäftsjahres (Oktober bis September) indessen konnte der Unternehmensbereich D, mit einem Plus von zehn Prozent nicht an die Umsatzzuwächse vom Vorjahr anschließen. 1980 / 81 hatte der Bereich ein Drittel mehr Computer als im Vorjahr ausgeliefert, was nominal eine Steigerung um 16 Prozent auf 2,2 Milliarden Mark bedeutet. Insgesamt hat Siemens eigenen Angaben zufolge bei 2500 Kunden Datenverarbeitungsanlagen im Wert von rund acht Milliarden Mark installiert.

Überdurchschnittlich kletterte mit 20 Prozent bei Siemens wie auch in der übrigen DV - Branche bisher das Auslandsgeschäft, besonders in Italien, Belgien und Österreich. In der Bundesrepublik, die mit neun Prozent des Weltmarktes der drittgrößte Markt hinter USA (47) und Japan (elf) ist, wollen die Münchner den Heimvorteil nutzen, um einen angemessenen Marktanteil zu erreichen.

Die Chance, gegen den Hauptkonkurrenten IBM zu bestehen, sieht Kessler in gekonnter Schwerpunktbildung. Das Rezept heiße Konzentration der Entwicklung auf wesentliche Kernprodukte und Abrundung des Programms durch Zukäufe.