Siemens kommt nicht zur Ruhe

04.07.2006
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Sorge um Enterprise Networks

Gedanken müssen sich wohl in erster Linie die 17000 Mitarbeiter des noch unter dem Siemens-Dach verbleibenden Com-Bereichs "Enterprise Networks" machen. Die Zukunft der Sparte ist ungewiss, ein Verbleib im Siemens-Konzern jedoch eher unwahrscheinlich. Die Führung der Münchner hat erklärt, sie suche nach einer Lösung für die Reste des Com-Bereichs. Angeblich wird bereits über einen Verkauf beziehungsweise eine Kooperation verhandelt. Im Favoritenkreis der potenziellen Käufer oder Partner finden sich Namen wie Avaya und Nortel. Als möglichen Kaufpreis handeln Insider einen Betrag zwischen 1,5 und 1,75 Milliarden Euro.

Allerdings scheinen Kooperationsverhandlungen in diesem Bereich nicht einfach. Nachdem Nortel und Huawei noch im Februar dieses Jahres offiziell eine Allianz angekündigt hatten, wurde dieser Plan vor wenigen Wochen offenbar wieder ad acta gelegt. Gründe für die Trennung wurden nicht genannt. Doch möglicherweise scheint dem durch Bilanzskandale angeschlagenen Nortel-Management eine Kooperation mit dem Bereich Unternehmensnetze von Siemens die aussichtsreichere und lohnendere Variante.

Kleinfeld bleibt hart

Während sich die Wettbewerber in der TK-Ausrüster-Szene um die beste Ausgangsposition balgen, bleibt Kleinfeld seiner harten Linie treu. Alle Siemens-Bereiche müssen bis Frühjahr die vorgegebenen Margenziele des seit Anfang 2006 amtierenden Firmenchefs erreichen. Wer auf dem Weg dorthin strauchelt, bekommt vom obersten Siemens-Schiedsrichter die rote Karte präsentiert. Nach der Handy-Sparte im vergangenen Jahr hat es nun den Com-Bereich erwischt. Gefährdet ist darüber hinaus weiter das Service-Business. Produktnahe Teile des Geschäfts von Siemens Business Services (SBS) wurden bereits an Fujitsu-Siemens Computers (FSC) abgegeben. Für die höherwertigen Dienstleistungen rund um Beratung und Outsourcing sucht Kleinfeld nach einer "strategischen Reorientierung". Obwohl der Siemens-Lenker betont, wie wichtig SBS für den Konzern sei, weicht er einer klaren Antwort über Verbleib oder Verkauf der Sparte hartnäckig aus.