Siemens kommt nicht zur Ruhe

04.07.2006
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Heftige Kritik von Aktionären und Betriebsräten an der Zerschlagung von Siemens’ Com-Sparte und das ungewisse Schicksal des Bereichs Enterprise Networks erhitzen die Gemüter in der Münchner Zentrale.

Der traditionsreiche Netzwerkbereich wird de facto aufgegeben, kritisiert in einer offiziellen Mitteilung der Verein von Belegschaftsaktionären in der Siemens AG e.V. Er macht dafür in erster Linie schwere Management-Fehler verantwortlich.

Den Schwerpunkt im künftigen NSN-Geschäft bildet der Mobilfunksektor.
Den Schwerpunkt im künftigen NSN-Geschäft bildet der Mobilfunksektor.

Die Dynamik der Internet-Entwicklung seien unterschätzt, die Anforderungen im Enterprise-Geschäft vielfach ignoriert worden. Trotzdem hätte die Siemens-Sparte das Potenzial gehabt, innerhalb von zwei Jahren wieder den Anschluss an die Marktführer zu finden. Allerdings rechne der Siemens-Vorstand offensichtlich nur noch in Quartalen.

Am 19. Juni hatte der Münchner Traditionskonzern die Gründung des Joint Ventures Nokia Siemens Networks bekannt gegeben. Beide Branchengrößen wollen ihr komplettes Ausrüstergeschäft für Festnetz- und Mobilfunkbetreiber in das Gemeinschaftsunternehmen einbringen. Branchenbeobachtern zufolge geben die Münchner damit den Schwarzen Peter an den finnischen Partner weiter. Jahrelang hatten sie es nicht geschafft, ihr schwächelndes TK-Geschäft zu sanieren. Nun soll es offenbar Nokia richten. Obwohl Siemens und Nokia zu gleichen Teilen an dem Gemeinschaftsunternehmen beteiligt sind, halten die Finnen die Fäden in der Hand. Mit Simon Beresford-Wylie übernimmt ein Nokia-Manager die Führung des Joint Ventures, dessen Geschäfte zudem von Finnland aus geleitet werden sollen. Analysten sprechen aus Siemens-Sicht von einem Abschied auf Raten.