Beteiligung am koreanischen Netzausrüster Dasan

Siemens kauft DSL-Know-how zu

14.05.2004
SEOUL (pg) - Siemens hat sich beim koreanischen Access-Spezialisten Dasan Networks eingekauft. Durch den Deal baut die Sparte Information and Communication Networks (ICN) ihre Präsenz im lukrativen asiatischen Markt aus und schließt Lücken im DSL-Portfolio. Außerdem übernahmen die Münchner die Mehrheit am chinesischen Joint Venture Bisc.

Die vor drei Jahren in die Krise geratene Branche der TK-Equipment-Provider sucht nach neuen und lukrativen Umsatzfeldern. Weil die Geschäfte in Europa und Nordamerika nur schleppend laufen, richtet sich das Interesse der Hersteller vor allem auf den asiatisch-pazifischen Raum, der großes Wachstumspotenzial bietet. Die Netzbetreiber und Service-Provider konnten den Marktforschern von Infonetics Research zufolge 2003 in dieser Zone ihre Umsätze durchschnittlich um 13 Prozent steigern. Für dieses Jahr erwarten die Analysten die gleiche Steigerungsrate. Kein Wunder also, dass Anbieter wie Siemens, Alcatel, Cisco, Nortel und Lucent versuchen, direkt oder über Distributoren Kapital aus diesen Märkten zu schlagen. Der Münchner Konzern hat dieser Entwicklung bereits Anfang des Jahres Rechnung getragen und in Malaysia eine regionale Zentrale eingerichtet, die den gesamten asiatisch-pazifischen Raum direkt betreut.

Mit dem Einstieg beim koreanischen Netzspezialisten Dasan Networks versucht Siemens nun, in Asien weiter Fuß zu fassen. Die Deutschen werden vorbehaltlich der Zustimmung der Behörden 40 Prozent der Dasan-Aktien erwerben. Durch die Beteiligung an dem Netzausrüster kommt ICN vor allem an breitbandige Zugangsprodukte wie DSL AccessMultiplexer (DSLAM) und Ethernet-Switches, die bisher im Portfolio fehlten. Dasan ist in diesem Marktsegment stark, weil Korea gemessen an der Bevölkerungsstärke weltweit das Land mit den meisten Breitbandanschlüssen ist.

"Unsere Positionierung im Breitbandbereich war nicht optimal", begründet Anton Schaaf, im ICN-Vorstand für den Bereich Carrier-Netze verantwortlich, die Partnerschaft mit Dasan. Schaaf erhofft sich von dem Deal aber auch direkten Zugang zu Carriern und Service-Providern im asiatisch-pazifischen Raum. Außerdem soll durch den globalen Vertrieb der Dasan-Produkte ein neues Umsatzfeld aufgetan und gegenüber dem Wettbewerber Alcatel, der in Sachen DSL unangefochtener Marktführer ist, Boden gutgemacht werden.

Mit den Dasan-Produkten sieht sich Siemens für einen Trend gerüstet, der sich Analysten zufolge in der Zugangstechnik der Carrier-Netze auf der so genannten ersten Meile abzeichnet. Dort werden Netzbetreiber künftig aus Kostengründen durchgängig von den Multiplexern in den Vermittlungsstellen bis hin zum Endkunden Ethernet-Equipment einsetzen, um sich die heute übliche Umsetzung auf Asynchronous-Transfer-Mode-Technik zu sparen. Damit können homogenere, leichter zu betreibende sowie kostengünstigere Netzinfrastrukturen realisiert werden. Das DSLAM-Gerät von Dasan basiert auf Ethernet und IP und soll exakt diese Bedürfnisse der Netzbetreiber erfüllen. Siemens wird das Produkt unter der Bezeichnung "Surpass hiX 5400" vermarkten.

Laut IDC wird sich das Marktvolumen solcher Geräte 2008 weltweit auf über sechs Milliarden Dollar belaufen. Die Umstellung der Carrier wird nach Ansicht der Marktforscher durch den Preisverfall bei Ethernet-Access-Produkten sowie die Zunahme von bandbreitenintensiven Applikationen getrieben.

Neben der Beteiligung an Dasan ist es Siemens auch gelungen, sein Standbein in China zu festigen. Nach zweijährigen Verhandlungen hat der Konzern die Mehrheit an dem chinesischen Joint Venture Bisc übernommen, das seit 1990 Kommunikationslösungen entwickelt und vermarktet. Bisc wird unter dem Namen Siemens Communication Networks Beijing in ICN integriert und soll helfen, die Position und Wettbewerbsfähigkeit der Siemens AG im Reich der Mitte zu stärken.