Siemens: Ja, der Franz, der kann's

11.05.1990

Glaubt man Carlo De Benedetti, dann redet in der europäischen DV-Industrie jeder mit jedem: Olivetti mit Siemens, Bull, Philips und ICL- Siemens mit Olivetti, Bull und so weiter. Bei dem italienischen Büromaschinen-Macho fehlt offenbar das Verständnis für eine gschamige Augenaufschlag-Diplomatie, wie sie beispielsweise Siemens in Sachen Beteiligungen praktiziert. Der Elektro-Konzern, nach eigenen Angaben immerhin Weltmarktführer bei der elektrischen Ausrüstung von Walz- und Hüttenwerken, geht etwa bei der Einbringung seines DI-Bereiches in die Nixdorf Computer AG äußerst feinfühlig vor. Siemens-Vorstand Hermann Franz findet in der Hauszeitschrift "Siemens-Mitteilungen" die richtigen Worte: "... Mitarbeiter, die zu unseren Beteiligungsgesellschaften im In- und Ausland gehen, verbleiben doch im Gesamtunternehmen und verlassen Siemens nicht." Da kann man in Abwandlung eines alten Schlagertextes nur sagen: Ja, der Franz, der kann's (siehe auch "Für Sie gelesen", Seite 10).

Das Mitglied des Zentralvorstandes der Siemens AG spricht aber auch von einem "neuen" Unternehmen, das durch den Zusammenschluß von Siemens und Nixdorf entsteht. Für die DI-Mitarbeiter, das will Franz wohl sagen, heißt es Abschied nehmen von alten Gewohnheiten. Werden aber auch die Betroffenen Verständnis für die Konzernbelange aufbringen? Franz weiß natürlich, daß es frustrierte DI-Mitarbeiter gibt, die die DV-Welt nicht mehr verstehen. Franz weiß sich aber auch mit seinem DV-Adlatus Hans-Dieter Wiedig einig, daß eben notfalls Um- und Freisetzungen (Stichwort: Vorruhestand) vorgenommen werden müssen, wenn die Operation "Sienix" erfolgreich sein soll. Das heißt: Es wird Härtefälle geben.

Die Anwender interessiert ein anderer Aspekt. Es müssen Produktbereinigungen durchgeführt werden - so im Unix-Bereich und bei Nebenstellenanlagen. Dazu schweigt Franz, weil er Wiedig nicht in den Rücken fallen will. Bisher funktionierte die Zwickmühle (Siemens-DI und Nixdorf als Konkurrenten). Man fragt sich nur, wie lange noch. Fest steht: Es wird Hardware-Härtefälle geben.