Anhaltende Krise im TK-Ausrüstergeschäft fordert ihren Tribut

Siemens ICN muss weiter abspecken

03.05.2002
MÜNCHEN (CW) - Die in Schieflage geratene Netzsparte der Siemens AG sorgt weiter für Schlagzeilen: Nach dem bereits im Herbst vergangenen Jahres angekündigten Abbau von 10000 Stellen müssen nun weitere 6500 Mitarbeiter des Konzernbereichs Information and Communication Networks (ICN) gehen.

Es waren alles andere als berauschende Zahlen, die Siemens-Chef Heinrich von Pierer in Erfurt bei der Vorlage der Konzern-Halbjahresbilanz für ICN melden musste. So fielen die Einnahmen in der jüngsten Berichtsperiode gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro. Gleichzeitig musste ein Verlust vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 158 Millionen Euro ausgewiesen werden. Rund 60 Millionen Euro gehen auf das Konto von Restrukturierungsaufwendungen, der Rest des Fehlbetrags lief vor allem bei der US-Tochter Efficient Networks auf, die im besonderen Maße unter der Krise im Ausrüstergeschäft für Breitbandnetze zu leiden hatte.

Jetzt sollen bis Ende 2003 bei ICN zusätzliche 6500 Arbeitsplätze - vorwiegend im Ausland - dem Rotstift zum Opfer fallen. Nachdem die Münchner bereits vergangenen September den Abbau von 10000 Stellen bei ICN beschlossen hatten, sinkt damit die Zahl der Beschäftigten in dieser Konzernsparte von 53000 auf 37000. Für die nächsten zwölf bis 18 Monate sei nicht mit einer entscheidenden Nachfragebelebung zu rechnen, begründete der Siemens-Chef den harten Sanierungskurs. Zwar sei das Geschäft mit Firmenkunden wieder profitabel. Doch im Ausrüstermarkt für Netzbetreiber gehe derzeit so gut wie gar nichts (siehe Seite 26: "TK-Ausrüster finden keinen Ausweg").

Weitgehend zufrieden zeigte sich von Pierer mit der Entwicklung in den Konzernbereichen Information and Communication Mobile (ICM) und Siemens Business Services (SBS). Dass Siemens mit 8,3 Millionen verkauften Handys im zweiten Quartal weltweit seine Position als Nummer drei hinter Nokia und Motorola wieder an Samsung verloren hat, sei nicht entscheidend. Ziel sei vielmehr "profitables Wachstum". Das zumindest ist ICM in den zurückliegenden drei Monaten mit einem Ebit von 44 Millionen Euro annähernd gelungen - wenn auch der Umsatz mit 2,73 Milliarden Euro im Vorjahresvergleich nahezu konstant blieb. SBS hingegen konnte das Ebit im zweiten Quartal von 24 Millionen Euro im Vorjahr auf 38 Millionen Euro steigern. Die Einnahmen der Dienstleistungssparte lagen jedoch mit 1,46 Milliarden Euro etwas unter dem Wert des Vorjahres.

Gleichzeitig halten sich seit gut zwei Wochen Spekulationen, wonach die Siemens AG mit dem US-Konzern Motorola über den Kauf von dessen Mobilfunknetz-Sparte verhandelt. Beide Unternehmen seien diesbezüglich schon seit längerem im Gespräch, hieß es im Nachrichtenmagazin "Focus". Einig sind sich beide Partner indes seit wenigen Wochen bei den Handys, denn die Münchner wollen bis auf weiteres Endgeräte und UMTS-Chipsätze der Amerikaner beziehen und unter eigenem Label vermarkten. Unter diesem Aspekt könnte ein weitreichender Deal durchaus Sinn geben. Offiziell will man sich bei Siemens jedoch zu diesen Spekulationen "nicht äußern". (gh)