SEN-Verkauf belastet

Siemens-Gewinn bricht im zweiten Quartal ein

30.04.2008
Der Technologiekonzern Siemens hat im zweiten Geschäftsquartal unter Problemen bei Großprojekten gelitten und dadurch wie erwartet einen Ergebniseinbruch verbucht.

Das Unternehmen will nun im Gesamtjahr ein Ergebnis im operativen und fortgeführten Geschäft auf Vorjahresniveau erreichen, Sonderbelastungen durch die Schmiergeld-Affäre und den Konzernumbau ausgeklammert. Aus der Überprüfung der Großprojekte drohen kaum weitere Belastungen, aus dem Verkauf der Telefonnetzwerk-Sparte SEN rechnet der Konzern dagegen mit einem "erheblichen" Verlust, wie Siemens am Mittwoch in München mitteilte. Im zweiten Quartal fielen bei SEN bereits Restrukturierungskosten von 109 Millionen Euro an. "Wir halten an unseren Zielen für 2010 fest", sagte Konzernchef Peter Löscher.

Das Ergebnis der Bereiche sank von Januar bis März im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 1,781 auf 1,203 Milliarden Euro. Die neun von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragten Analysten waren allerdings von einem noch größeren Rückgang auf 921 Millionen Euro ausgegangen. Die Belastungen aus Großprojekten summierten sich auf 857 Millionen Euro, nachdem das Unternehmen bislang von 900 Millionen Euro ausgegangen war. Noch deutlicher waren die Einschnitte beim Nettoergebnis, das von 1,259 Milliarden auf 412 Millionen Euro fiel (Prognose 410 Millionen. Im fortgeführten Geschäft verdiente Siemens 565 Millionen nach 1,286 Milliarden Euro (Prognose 621 Millionen).

Wachstum intakt

Das Wachstum blieb dagegen intakt. Der Auftragseingang stieg von 20,850 auf 23,371 Milliarden Euro (Prognose 22,203 Milliarden). Der Umsatz legte von 18,001 auf 18,094 Milliarden Euro zu (Prognose 19,169 Milliarden). Die Vergleichszahlen sind um den an Continental abgetretenen Autozulieferer VDO bereinigt. Zugekauft hat der Konzern in der Zwischenzeit im Wesentlichen das Softwareunternehmen UGS und den Diagnostika-Hersteller Dade Behring. "Wir erwarten, dass der Umsatz von Siemens im Geschäftsjahr 2008 organisch doppelt so schnell wachsen wird wie das Welt-Bruttoinlandsprodukt", bestätigte Löscher das Ziel.

Die Überprüfung von Großprojekten, die im zweiten Quartal das große Loch rissen, hat Siemens weitgehend abgeschlossen. Über die vermeldeten 857 Millionen Euro hinaus erwartet der Konzern nur noch geringe Belastungen. "In keinem der drei untersuchten Bereiche wurden zusätzliche Risiken identifiziert", hieß es. In der Kraftwerkssparte PG, auf die der größte Teil der Belastungen entfällt, ist die Überprüfung gänzlich durch, ebenso in der IT-Sparte SIS. Nur bei der Bahnsparte TS dauert die Untersuchung an; hier hat das Unternehmen 75 Prozent des Auftragsbestands untersucht. Bei PG erwartet Siemens durch Verzögerungen in den identifizierten Projekten in den kommenden drei Quartalen noch eine Belastung in "knapp dreistelliger Millionen-Euro-Höhe". (dpa/tc)