Bedeutender deutscher DV-Hersteller drückt auf Tränendrüsen:

Siemens fordert faire Markt-Chance

17.10.1980

MÜNCHEN (gr) - Weinerlich setzt sich Siemens zur Wehr. Die Behandlung der Bremer Computer-Affaire im "Spiegel" und der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ließen es dem Unternehmensbereich Daten- und Informationssysteme eigenen Angaben zufolge geraten erscheinen, das Thema staatliche Förderung einmal grundsätzlich zu behandeln.

"ln keinem der großen Industrieländer der Welt kann die Beschaffung von Rechnern durch öffentliche Auftraggeber so frei und politisch so unreglementiert gehandhabt werden wie in der Bundesrepublik Deutschland." Mit diesem Satz beginnt der Unternehmensbereich Daten- und Informationssysteme in seinem Faltblatt "Siemens informiert über EDV", die "Chancengleichheit für deutsche Rechner im öffentlichen Bereich" zu verteidigen und sich gegen den Begünstigungs-Vorwurf zur Wehr zu setzen.

Jeder deutsche öffentliche Auftraggeber könne sich grundsätzlich frei für oder gegen irgendeinen Lieferanten aus dem Weltmarkt entscheiden. Da das Unternehmen bereits seit einiger Zeit wettbewerbsfähige Rechner liefere, "ist mit Blick auf die schwierige Gesamt-Situation der deutschen Informatik-lndustrie im Vergleich zu der bevorzugten Lage der US-amerikanischen, aber auch der britischen und der französischen EDV-firmen nicht einzusehen, warum sich öffentliche Auftraggeber in Deutschland bei nachgewiesener Wettbewerbsfähigkeit der Siemens-Produkte gegen den heimischen Anbieter entscheiden sollte."

Die Zusammenarbeit mit Fujitsu ist dem für Parlamentarier und den obersten Führungskreis in Offentlicher Verwaltung und Wirtschaft bestimmten Periodikum nach "die Folge einer sinnvollen Arbeitsteilung in einem Geschäftsfeld mit ungewöhnlich hoher Wettbewerbs- ind Innovationsintensität". Ab 1980 blieben die Gelder des Bundesministeriums für Forschung und Technologie aus - Siemens erhielt nach Angaben des Ministeriums 1979 rund 200 Millionen Mark. Der Unternehmensbereich Daten- und Informationssysteme der Siemens AG, so schließt die Mitteilung, "ist nunmehr auf sich selbst gestellt und mehr als die anderen Mitbewerber auf faire Marktchancen angewiesen."