Gerücht der Woche:

Siemens erwägt Neuauflage von BS3000

14.07.1989

MÜNCHEN (ujf) - Einen neuen Vorstoß ins PCM-Geschäft bereitet nach unbestätigten Meldungen aus Tokio die Siemens AG vor. Zweieinhalb Jahre nach der Ausgliederung der Abteilung für IBM-kompatible Großrechner in das Joint-venture Comparex planen die Münchner angeblich, Fujitsu-Mainframes der M-Serie in der Bundesrepublik zu verkaufen.

Die besagten Rechner laufen unter einer neuen Version des Betriebssystems MSP, das seinerzeit von Siemens als BS3000 angeboten wurde. Im Jahr 1986 hatte die Siemens AG die Vermarktung von IBM-kompatibler Hardware und von BS3000 wegen des Patentstreits zwischen IBM und Fujitsu um das angebliche MVS-Plagiat MSP eingestellt. Nach der Ende 1988 abgeschlossenen Einigung der beiden Parteien wäre dieses Argument hinfällig, denn Fujitsu zahlte Big Blue für den Zugang zum MVS-Quellcode einen Milliardenbetrag und darf nun ein anwendungs-kompatibles Betriebssystem vertreiben.

Zusätzliche Nahrung erhält das Gerücht über die Wiederaufnahme des Siemensschen PCM-Geschäfts durch die Ungewißheiten über die Zukunft von Comparex. Nachdem die Einigung zwischen der BASF-Siemens-Tochter und ihrem Lieferanten Hitachi nicht wie angekündigt Ende Juni unter Dach und Fach war, machte das Ondit die Runde, Hitachi wolle den Vertrag mit den Deutschen zum Ende nächsten Jahres auslaufen lassen und fortan nur noch die eigene 80-Prozent-Tochter NAS beliefern. Für Siemens wäre dann die Comparex-Beteiligung nichts mehr wert.

In der Pressestelle der Siemens-Datentechnik zeigt man sich verwundert über die Meldung aus Japan. Außer den Fujitsu-Vektorprozessoren verkaufe der Konzern keine Großrechner des japanischen Kooperationspartners. Von Comparex war bis Redaktionsschluß keine Stellungnahme zu erhalten.