Siemens Enterprise Communications greift an

12.12.2006
Mangels Partner nimmt die Netzsparte das Heft vorerst selbst in die Hand.

Thomas Zimmermann, seit Anfang Oktober Chief Operating Officer (COO) von Siemens Enterprise Communications, nimmt kein Blatt vor den Mund. Siemens habe im Voice-over-IP-Bereich eine gute Vision entwickelt, sei jedoch bei der Umsetzung zu langsam gewesen, so die Manöverkritik des Managers.

Inzwischen sei die Unternehmensnetzsparte für eine Aufholjagd gut gerüstet. Das auf offenen Standards basierende Konzept "Open Communications", die Unified-Communications-Lösung "Open Scape" und die neue IP-Telefonfamilie "Open Stage" sollen die Märkte öffnen. Gegenüber der computerwoche verteidigte Zimmermann das Timing - immerhin verfügt die Konkurrenz längst über ähnliche Angebote. Hierzulande fingen die Großunternehmen aber erst jetzt damit an, VoIP in Tests und kleineren Rollouts einzusetzen. Kleine und mittelgroße Firmen hielten sich mit ihren Migrationsplänen sogar noch zurück.

Um die Produktentwicklung voranzutreiben, hat Enterprise Communications im abgelaufenen Geschäftsjahr die Forschungs- und Entwicklungsausgaben deutlich angehoben, während die Kosten für Administration und Vertrieb gesenkt wurden. 2007 werde das Investitionsniveau beibehalten, so Zimmermann. Nachdem 2006 etwa 1500 Stellen in Vertrieb und Service gestrichen wurden, sollen jetzt nur noch in kleinem Umfang Jobs abgebaut werden, vorwiegend im Ausland.

So schlecht stehe es nicht um die Siemens-Sparte, erklärte Zimmermann. Angesichts des Umbaus sei der 2006 verbuchte Umsatzrückgang um hundert Millionen auf 3,3 Milliarden Euro zu verschmerzen. Beim Ergebnis - Presseberichten zufolge fiel ein Verlust von 300 Millionen Euro an - hätten manche das Endresultat mit den operativen Zahlen verwechselt. Dennoch arbeite der Siemens-Bereich daran, profitabel zu werden. Je größer die Fortschritte seien, desto bessere Karten habe Siemens bei Verhandlungen mit einem potenziellen Partner, so der Manager. Dass es im Fall eines plötzlichen Konsolidierungsprozesses in der Branche Schlag auf Schlag gehen kann, hätte der Carrier-Bereich gezeigt. Alcatel und Lucent hätten bereits vor mehreren Jahren Gespräche geführt, bevor sie mit ihrer Fusion eine Kettenreaktion auslösten. Unter anderem wird Siemens seine Carrier-Sparte Anfang nächsten Jahres in ein Joint-Venture mit Nokia einbringen. (mb)