Keine Besserung für Netzsparte ICN in Sicht

Siemens-Chef verhalten optimistisch

31.01.2003
MÜNCHEN (CW) - Trotz leichter Gewinnrückgänge lief das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres für die Siemens AG besser als von Analysten prognostiziert. Sorgen bereitet nach wie vor die Netzsparte ICN, deren Einnahmen erneut einbrachen.

"Ein Jahr der Herausforderungen" sieht Siemens-Chef Heinrich von Pierer, gibt sich aber dennoch zuversichtlich, das operative Ergebnis insgesamt steigern zu können. Im abgelaufenen ersten Quartal des Geschäftsjahres 2002/03 ging der Konzerngewinn nach Steuern von 538 auf 521 Millionen Euro zurück. Dies sei besser als erwartet, so der Vorstandsvorsitzende. Finanzanalysten hatten lediglich mit 395 Millionen Euro gerechnet. Gleichzeitig stieg der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern von 487 Millionen auf 604 Millionen Euro.

Die Umsatzerlöse hingegen sanken im Jahresvergleich um zehn Prozent auf 18,8 Milliarden Euro, bereinigt um Währungseinflüsse und veräußerte Bereiche betrug der Rückgang nur ein Prozent. Wenig Anlass zu Optimismus gibt vor allem der um 21 Prozent gefallene Auftragseingang. Von Pierer mochte darin allerdings keinen Trend für das gesamte Jahr erkennen.

Düster sieht es weiterhin für die Netzsparte ICN (Information and Communication Networks) aus: Der operative Verlust stieg von 124 auf 151 Millionen Euro, der Umsatz brach um 29 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro ein. Diese Entwicklung scheint sich fortzusetzen, denn auch der Auftragseingang sank um 26 Prozent auf 1,94 Milliarden Euro.

Gegen den geplanten Personalabbau protestierten rund 200 ICN-Mitarbeiter mit Trillerpfeifen und Transparenten vor der Hauptversammlung in der Münchner Olympiahalle. Die Gewerkschaft IG Metall wirft dem ICN-Management unter anderem rüde Methoden und Verstöße gegen das Kündigungsschutzgesetz vor (siehe CW 3/03, Seite 1). Der Betriebsrat hat fast allen 365 betriebsbedingten Kündigungen am Standort Hofmannstraße widersprochen.

Einen Lichtblick im schwierigen Bereich Information and Communication (I+C) liefert die Mobilfunksparte ICM. Im Jahresvergleich konnte sie das operative Ergebnis von 37 Millionen auf 59 Millionen Euro steigern. Dazu beigetragen habe das unerwartet gute Weihnachtsgeschäft mit rund elf Millionen verkauften Handys, so der Konzern. Nicht ganz so rosig stellt sich die Lage für den IT-Dienstleister Siemens Business Services (SBS) dar. "In einem schwierigen Marktumfeld" sei der Umsatz um 14 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro gesunken, so die Angaben. Das operative Ergebnis verschlechterte sich von 32 Millionen Euro auf zwölf Millionen Euro, gleichzeitig brach der Auftragseingang um 27 Prozent auf 1,39 Milliarden Euro ein.

Insgesamt gab sich der Siemens-Chef gedämpft optimistisch. Das Geschäftsvolumen werde zwar marktbedingt abnehmen, das operative Ergebnis aber steigen. (wh)