Business-Process-Management

Siemens BKK integriert IT-Inseln

04.12.2008
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Prozessdefinition und Implementierung

Um Investitionssicherheit zu gewinnen, wollte die SBK die Prozessdefinitionen unabhängig von der technischen Implementierung halten. Entsprechend wurden alle Schnittstellen gekapselt, so dass sich jetzt von der Hardware bis zur BPEL-Engine alle Komponenten mit relativ geringem Aufwand austauschen lassen. Wie wichtig das ist, zeigte sich alsbald: Die Prozesssteuerung arbeitet mit dem Dokumenten-Management-System "Saperion" und mehreren Datenbanken zusammen. Letztere verursachten Performance-Probleme, die sich durch Erweiterungen an den Schnittstellen beheben ließen. Außerdem arbeitet die SBK mit dem "Informationssystem Krankenversicherung" (ISKV), einer bei Betriebskrankenkassen gebräuchlichen Fachanwendung, die gerade erneuert wird. Auch gegenüber diesem hilft die Kapselung der Außenbeziehungen.

Zunächst schien sich das Projekt hinzuziehen. "Man unterschätzt generell bei SOA- und BPM-Projekten die Ramp-up-Phase", berichtet IT-Leiter Bayer. "Diese braucht man, um die notwendige Zahl von Grundfunktionen zu definieren und diese fehlerfrei umzusetzen." Ein derartiges Projekt arbeite länger als normale Softwareprojekte im Verborgenen; Ergebnisse seien für Außenstehende kaum erkennbar. Bayer: "Das kann auf allen Ebenen zu leichter Ungeduld führen." Bei der SBK hatten die Projektverantwortlichen das Glück, Rückendeckung von der Geschäftsleitung zu haben.

So dauerte es zehn Monate, bis im Oktober 2007 das erste Projekt für die Vorgangssteuerung stand. Das nächste Projekt auf BPEL-Basis nahm hingegen nur einen Monat in Anspruch. Unter dem Titel "Zentrales Abrechnungsmanagement" umfasste es alle Vorgänge, die im Rahmen der Kostenerstattung (Zahnerstatz, Rehamaßnahmen etc.) anfallen. Inzwischen haben bereits die Arbeiten am nächsten BPM-Projekt "Kundentelefonate" begonnen. Darauf folgt ein weiteres Vorhaben mit dem Namen "Ad-hoc-Workflows".

Auch das wird nicht die letzte Initiative in Sachen Vorgangssteuerung mit Hilfe von Web-Services sein. "Auf allen Ebenen ist erkannt worden, dass unsere Herangehensweise von Verwaltungsarbeiten befreit, Vorgänge beschleunigt und neue Möglichkeiten eröffnet", erläutert BPM-Projektleiter Ullrich. "Glücklicherweise können wir jetzt in einer Zeit Anwendungen ausliefern, die mit einer traditionellen Herangehensweise per Einzellösungen nicht möglich gewesen wäre." Das hat der Bedeutung der IT innerhalb der SBK gut getan. Ihr Beitrag als "Business Enabler" sei jetzt deutlich sichtbarer, freut sich IT-Chef Bayer: "Letztendlich sind damit auch die andernorts leidigen Diskussionen über Ressourcen zielgerichteter und einfacher zu führen." (wh)

Mehr zum Thema SOA und Business-Process-Management im CW-Experten-Blog SOA meets BPM.