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Siemens-Betriebsrat befürchtet massiven Stellenabbau in Deutschland

23.04.2004

Die Auseinandersetzungen zwischen Belegschaft und Vorstand im Siemens-Konzern halten an. Der Gesamtbetriebsrat des Münchner Elektronikriesen hat der Konzernspitze nun in einem Positionspapier vorgeworfen, sie würde mit den geplanten Jobverlagerungen ins Ausland den Rückzug aus Deutschland einläuten. Das, was die Firmenleitung "Optimierung der globalen Wertschöpfung" nenne, bedeute konkret, ein erfolgreiches und gut funktionierendes Unternehmen "zu zerlegen und in alle Winde zu zerstreuen", ließ Gesamtbetriebsratschef Ralf Heckmann offiziell mitteilen. Es handele sich um ein "Arbeitsplatzvernichtungsprogramm für Deutschland". Heckmann bezog sich auf diverse Äußerungen von Konzernchef Heinrich von Pierer in der jüngsten Vergangenheit, wonach Siemens künftig verstärkt dort produzieren wolle, wo auch seine Märkte sind. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass das Unternehmen inzwischen

weit mehr als zwei Drittel seines Umsatzes außerhalb Deutschlands erwirtschaftet, könnten nach Auffassung der Arbeitnehmervertreter bis zu 74.000 der insgesamt 167.000 Stellen in Deutschland bedroht sein.

Ein Unternehmenssprecher kommentierte den jüngsten Vorstoß des Siemens-Gesamtbetriebsrates als "reine Panikmache". Es bleibe bei der Aussage der Unternehmensleitung, dass rund 5000 Stellen in Deutschland auf dem Prüfstand stehen - unter anderem 2000 Arbeitsplätze in der Handy-Produktion an den Standorten Kamp-Lintfort und Bocholt sowie weitere Stellen im Unternehmensbereich ICN. Die Hälfte der betroffenen Arbeitsplätze ließe sich aber durch längere und flexiblere Arbeitszeiten erhalten. Der Siemens-Betriebsrat lehnt bisher eine Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 40 Stunden ab, lotet aber, wie es jetzt hieß, in internen Arbeitsgruppen "Einigungsmöglichkeiten" mit dem Vorstand aus. Gesamtbetriebsratschef Heckmann warnte die Unternehmensleitung jedoch davor, Maßnahmen umzusetzen, bevor die Beratungen der Arbeitnehmervertreter abgeschlossen seien. Man behalte sich für diesen Fall vor, den "Rechtsweg zu beschreiten". (gh)