Absatzlage bei Tintenstrahldruckern zwingt zu Entlassungen:

Siemens baut In Berlin Personal ab

05.08.1988

BERLIN (CW) - Entlassungen und Kurzarbeit geplant: "Wir rechnen mit einem Abbau von ungefähr 300 Mitarbeitern", erklärte eine Sprecherin des Siemens-Werkes für Textendgeräte in Berlin. Nach Gewerkschaftsangaben sollen jedoch 400 Arbeitskräfte betroffen sein.

Der Abbau von Arbeitskräften sei jedoch keine Ad-hoc-Aktion, sondern eine langfristige Angelegenheit. Sie soll innerhalb des nächsten Geschäftsjahres vom Oktober 1988 bis September 1989 erfolgen, betonte Pressesprecherin lllona Thede.

Grund für diese Maßnahme sei die schwierige Absatzlage für Tintenstrahldrucker, die im Berliner Werk hergestellt werden. Japanische und koreanische Nadeldrucker erfreuen sich trotz einiger Nachteile wie stärkere Lärmbelästigung einer größeren Beliebtheit bei den Käufern. Nadeldrucker beherrschen mit 80 bis 85 Prozent den Großteil des Weltmarkts, der Rest verteilt sich auf andere Druckertechniken.

Siemens-Personalchef Christoph Vitzthum: "Die Erwartungen eines Booms auf dem Gebiet Tintendrukker haben sich nicht erfüllt." Auch bei anderen in Berlin hergestellten Produkten - wie Fernschreibern, Telexgeräten und Scannern - ließen die Absatzzahlen zu wünschen übrig. Der so entstandene Kapazitätsüberhang in den Berliner Werken müsse nun abgebaut werden.

Wie viele, und welche Mitarbeiter betroffen sein werden, darauf wollten sich die Siemens-Leute nicht festlegen. Das hänge davon ab, welchen Erfolg die geplanten Maßnahmen haben, mit denen das Unternehmen massive Entlassungen vermeiden will. Den Betroffenen will das Unternehmen vorzeitige Pensionierungen, Auflösungsverträge und Umschlungen anbieten.

Vitzthum deutete an, daß man in Zukunft die Montage der Geräte vereinfachen will, um die Kosten zu senken. Zur Verbesserung des Absatzes sollen die Tintenstrahldrucker demnächst auch über Fachhändler in allen großen deutschen Städten zu beziehen sein und nicht mehr allein über die Siemens-Niederlassungen.