Post-iPhone-Zeitalter

Sieht Ihr Smartphone 2027 so aus?

01.09.2017
Von Glenn McDonald und


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.

Telefone, die sich selbst heilen

Nicht nur für Mobile-Fetischisten bedeutet ein Sprung im Handy-Display den Anfang vom Ende. Schließlich wird sich dieser Sprung mit der Zeit solange ausweiten, bis der Bildschirm einem raffiniert gestrickten Spinnennetz gleicht. Tun kann man dagegen leider kaum etwas - es handelt sich also um ein wirklich existentielles Problem.

Vielleicht kann Ihr Smartphone sich in einem solchen Fall aber demnächst selbst helfen. Im April 2017 haben Wissenschaftler der University of California ein neues, selbstheilendes Material vorgestellt, das sich bei Display-Sprüngen oder -Brüchen einfach selbst verarztet und in den makellosen Urzustand zurückversetzt. Die dehnbare, transparente Materie ist außerdem leitfähig - eine zwingende Voraussetzung für die Nutzung in Touchscreen-Telefonen und anderen mobilen Devices.

Dr. Chao Wang hat das selbstheilende Material erfunden und ließ sich dabei von den heilenden Kräften des Marvel-Helden Wolverine inspirieren.

Smarte Interfaces für den Körper

Egal ob Business oder Freizeit - die meistgenutzten Applikationen auf Smartphones sind Messenger. Weil das so ist, besteht eine wesentliche Herausforderung bei der Entwicklung eines Smartphone-Designs darin, wie Inhalte für E-Mail- und Textnachrichten eingegeben werden können. Bisher gab es auf diesem Gebiet - mit Ausnahme der Sprachsteuerung - keine wesentlichen, beziehungsweise bahnbrechenden Fortschritte. Und so überlasten wir unsere Daumen beim Tippen auf winzigen Onscreen-Tastaturen weiterhin in schöner Regelmäßigkeit. Einige Menschen sind darin wirklich gut. Die Mehrheit der User aber eher nicht.

Das Smartphone von morgen wird hingegen ziemlich sicher eine ganze Reihe alternativer Möglichkeiten bieten, mit denen sich Wörter und Befehle schneller und akkurater eingeben lassen. Eine der spannenderen Ideen auf diesem Gebiet kommt vom MIT Media Lab. Die Wissenschaftler nutzen temporäre, digitale Tattoos, um die Haut der User zum Interface umzufunktionieren:

Mit DuoSkin Tattoos könnten Sie sich also auch ein komplettes Keyboard auf den Unterarm "verpflanzen". Inklusive - zugegebenermaßen streitbarem - ästhetischem Bonus. Wenn Sie sich für diese Eingabemöglichkeit begeistern können, sollten Sie auch diese MIT-Innovationen kennen:

Wireless Charging

Im Jahr 2027 (oder schon zuvor) dürfte sich das Aufladen eines Smartphones über die Steckdose ungefähr so archaisch anfühlen wie die Nutzung eines Akustikkopplers.

Die Smartphone-Hersteller sind sich seit langem bewusst, dass die User vor allem eines hassen: Kabel. Deswegen arbeiten sie an Lösungen, die es Ihnen ermöglichen, Ihr Telefon drahtlos aufzuladen. Die bestehenden Lösungen basieren auf der resonanten, induktiven Kopplung - eine Technologie, die es nicht erst seit gestern gibt. Nikola Tesla etwa spielet damit bereits im 19. Jahrhundert herum.

Die Ladestation müssen Sie derzeit aber immer noch an die Steckdose hängen - ein Umstand, den die Forscher beheben wollen. Wissenschaftler an der Universität Berkeley haben vor kurzem einen flexiblen Akku vorgestellt, der in Ihre Kleider eingenäht wird und Ihr Smartphone kabellos mit Solarpower oder kinetischer Energie versorgt. Während es sich in Ihrer Tasche befindet.

Der "Berkeley-Akku" ist allerdings nur eine von vielen Lösungen, die sich derzeit in Entwicklung befinden und die kabellose Power-Versorgung von Smartphones und Tablets zum Ziel haben. Insbesondere Fans des Sci-Fi-Klassikers "Matrix" dürften sich auch für das wachsende Feld der Nanogeneratoren begeistern können, die den menschlichen Körper als biologischen Akku für Maschinen nutzen. Echt jetzt.

Biohacking-Optionen

Wenn es darum geht, die Zukunftschancen einer Technologie einzuschätzen, sollte man auch die Forscher im Auge behalten, die außerhalb der etablierten akademischen und unternehmerischen Systeme agieren. Auf dem Feld der Biotechnologie beispielsweise ist es Usus, dass der ein oder andere, etwas wagemutigere Wissenschaftler sich selbst zum Versuchskaninchen macht, um die staatlichen Regulationen für klinische Studien zu umgehen.

Was uns zum Thema Biohacking bringt. Denn die Chancen, dass wir uns künftig unsere Ohrstöpsel oder Kopfhörer implantieren lassen, stehen gar nicht schlecht. Vor einigen Jahren sorgte der Biohacker Rich Lee für Furore: Er ließ sich geräuschübertragende Magneten in die Ohren implantieren, die er kabellos mit seinem mobilen Media Player verbinden kann. Zum Do-It-Yourself-Audiosystem gehört auch ein Verstärker und ein Akkupack - getarnt als Halskette.

Für viele von uns sind Ohrstöpsel oder Kopfhörer Dinge des täglichen Gebrauchs in Kombination mit unseren smarten Telefonen. Da ist es naheliegend, dass sich viele Menschen Gedanken über alternative Lösungen machen. Dazu gehört auch das US-Startup Nervana. Das Unternehmen verkauft derzeit ein akkubetriebenes Headset, das sanfte Elektroimpulse in den Hörkanal entsendet, um den Vagusnerv zu stimulieren. So sollen die Nutzer via Biohacking zu einem Gefühl von innerer Zufriedenheit und Gelassenheit finden: