Allheilmittel All-Flash-Storage

Sieben Mythen rund um All-Flash-Arrays

17.11.2014
Von Oliver Walsdorf

Mythos 5: All-Flash verbraucht weniger Energie als Hybridspeicher

Ein geringer Stromverbrauch und Kühlbedarf werden als Betriebskostenvorteile reiner Flash-Lösungen angepriesen. Der wahre Kern dieses Mythos: Flash-Speicher enthalten keine beweglichen Teile. Daher gehen viele davon aus, dass sie weniger Strom verbrauchen, einfacher zu kühlen und daher im Betrieb günstiger sind als rotierende Festplatten.

In Praxistests vergleichbarer Systeme hat sich jedoch herausgestellt, dass Hybrid-Arrays halb genauso viel Strom verbrauchen wie reine Flash-Arrays. Das hat einen einfachen Grund: Als Einzelkomponenten verbrauchen Flash-Module oder SSDs zwar weniger Strom als Festplatten. Doch Enterprise-Speicher bestehen eben nicht nur aus Datenträgern. Es sind Prozessoren verbaut, manchmal auch große Mengen von Cache-Speicher. Jede dieser Zusatzkomponenten verbraucht Energie, sodass im Endeffekt All-Flash-Arrays durchschnittlich doppelt so viel Strom verbrauchen wie echte Hybrid-Arrays und auch entsprechend stärker gekühlt werden müssen.

Mythos 6: All-Flash ist zuverlässiger als Hybridspeicher

Viele IT-Profis würden der Behauptung zustimmen, Festplatten seien im Grunde nicht zuverlässig, weil sie immer wieder erleben, wie diese ausfallen. Der Grund ist ähnlich wie beim Einsatz von Consumer-Flash: Viele Hersteller senken ihre Bauteilkosten, indem sie SATA-Laufwerke für Consumer-Anwendungen als Enterprise-tauglich darstellen. Dies führt dazu, dass in vielen Rechenzentren Festplatten als das "schwache Glied" gelten. Das eigentliche Problem ist jedoch der Einsatz ungeeigneter Festplatten.

Auch auf der Ebene des Arrays lässt sich auf Herstellerseite viel tun, um den Ausfall oder Leistungsabfall von HDDs über Jahre hinweg nahezu auszuschließen. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören eine ausgereifte Vibrationsdämpfung und eine Hardwarearchitektur mit ausreichender Kühlung. Darüber hinaus kann die Ausfallrate von Festplatten auf 0,1 Prozent pro Jahr gesenkt werden, wenn man selbstheilende Technologien nutzt, die scheinbar defekte HDDs wieder instand setzen.

Flash-Arrays haben dagegen in aller Regel eine kurze Lebensdauer - kürzer als Hybridspeicher, vor allem aufgrund hinlänglich bekannter Probleme wie der Ausfälle von NAND-Speicherzellen aus Silizium.

Mythos 7: All-Flash ist nicht teurer als Hybridspeicher

Die Behauptung, All-Flash-Lösungen seien preislich mit HDD-Arrays vergleichbar, bedarf einer Analyse. Neben dem Einsatz untauglicher Consumer-Hardware implizieren solche Kostenangaben oft eine nachträgliche Deduplizierung und Datenkompression, um die für die Datenbestände erforderliche Bruttospeicherkapazität zu minimieren.

Während man bei einigen niederperformanten Workloads tatsächlich von diesen Methoden profitiert, hängt das Gesamtresultat wiederum von den Praxisbedingungen ab. Manche Einkäufer gehen diesem Verkaufstrick kurzfristig auf den Leim. Doch wer eine Bedarfsanalyse und Praxistests durchführt, merkt, dass die Wahrheit anders aussieht. Hybridspeicher liegen beim Preis-Leistungs-Verhältnis für fast alle Umgebungen und Konfigurationen um ein Vielfaches vor All-Flash-Arrays.

Fazit: keine Lösung, sondern ein Tool

In der Gesamtschau haben die sieben Mythen einen gemeinsamen Kern: Sie nähren sich von der Illusion, Flash sei eine Lösung. Doch Flash löst keine Probleme, sondern ist ein Teil der Lösung. Storage-Architekten und Einkäufer, die genau hinschauen und testen, werden feststellen, dass Flash ein Tool ist. (hal)