Millionenschweres Entwicklungsabkommen mit IBM

Siebel setzt nach .NET nun auch auf Java

07.02.2003
MÜNCHEN (as) - Neben Microsofts .NET-Plattform und Web-Services sollen sich die CRM-Lösungen von Marktführer Siebel Systems künftig auch mit Hilfe der Standards der Java 2 Enterprise Edition (J2EE) mit Unternehmensanwendungen verknüpfen lassen. Die Infrastruktur will IBM mit seinen "Websphere"-Produkten beisteuern.

Drei Monate, nachdem Siebel und Microsoft eine "dramatische Erweiterung" ihrer bisherigen Zusammenarbeit bei der Produktintegration angekündigt haben, ist nun mit dem langjährigen Partner IBM ein vergleichbares Abkommen geschlossen worden. Es sieht vor, dass die kommende Version 8 der "Siebel E-Business Applications" die Integrations- und Server-Dienste des J2EE-Servers Websphere und des "Websphere Portal" nutzen kann. Websphere wird damit zur bevorzugten Java-Laufzeitumgebung von Siebel-Business-Logik und löst den Siebel-eigenen "Application Server" letztlich ab.

Zum anderen sollen Schnittstellen zwischen dem Siebel-System und dem Integrations-Server "Websphere Integrator" entwickelt werden, über die sich die kundenorientierten Abläufe der CRM-Software mit komplexen Unternehmensprozessen und Backoffice-Systemen verbinden lassen. Siebel hatte hier technisch bisher wenig zu bieten und stellte erst im letzten Jahr mit "Universal Application Network" (UAN) einen Web-Services-basierenden Integrationsansatz vor, der mit Hilfe von EAI-Software von Herstellern wie Seebeyond, Tibco, Webmethods, Vitria, Mercator oder IBM/Crossworlds sowie hauseigener vordefinierter CRM-Prozesse umgesetzt werden soll (siehe CW 16/02, Seite 22). Eine integrierte UAN-Lösung wollen IBM und Siebel nun bis zum Ende des dritten Quartals auf den Markt bringen.

Das Gesamtvorhaben hat eine Laufzeit von zunächst drei Jahren und ist mit einem gemeinsamen Budget von 300 Millionen Dollar und rund 200 Entwicklern ausgestattet. Im Rahmen dieser Anpassungsarbeiten für Siebel 8 sollen auch die bisherigen Tools zur Anpassung der CRM-Software in die Java-Entwicklungsumgebung "Websphere Studio" eingebunden werden. Weiter ist vorgesehen, die Daten- und Prozessintegration zwischen Siebel und den Desktop-Funktionen für Messaging, Collaboration, Kalender und E-Learning der Groupware "Lotus Notes" zu verbessern sowie allgemein das Siebel-Portfolio besser auf die IBM-Produkte "DB2", "Tivoli", die "E-Server" sowie "AIX" abzustimmen.

Laut David Schmaier, Executive Vice President bei Siebel, will der Hersteller aber .NET und J2EE gleichermaßen unterstützen. Marktbeobachter sehen indes in der Zusammenarbeit mit IBM die größeren Chancen, den Umsatzrückgang des CRM-Riesen zu bremsen, als mit Microsoft.

IBM öffnet Siebel das Backoffice

Schon heute betreuen beide Unternehmen nach eigenen Aussagen rund 1000 gemeinsame Kunden, darunter General Motors, Bank of America, die AXA Group oder die Deutsche Telekom. Künftig könnte Big Blue mit seinen Produkten und Dienstleistungen Siebel vor allem dabei helfen, eine Brücke zu Mainframe-Anwendungen im Backoffice zu bauen und zum Herzstück einer leistungsfähigen, unternehmensweiten CRM-Infrastruktur zu werden.

IBMs Dienstleistungssparte "Global Services" kann hierbei auf neue Projekte hoffen, zumal sie laut Schmaier schon heute mit 1800 Beratern der größte Systemintegrator für Siebel ist. So wollen beide Unternehmen eine gemeinsame Methode zur Implementierung von unternehmensweiten CRM-Lösungen mit Websphere definieren. Zudem wurde jetzt mit einer Anwendung für Retail Banking die erste auf Websphere basierende vertikale CRM-Lösung vorgestellt, an deren Entwicklung IBMs Business Consulting Services maßgeblich beteiligt waren.