Tauschgeschäfte mit Partnern

Siebel bläht Umsatz auf

23.08.2002
SAN MATEO (CW) - Der CRM-Softwarehersteller Siebel Systems hat im vergangenen Quartal rund 18 Prozent seines Lizenzumsatzes über Gegengeschäfte mit Partnern erzielt. Analysten kritisieren diese Praktiken.

In einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC beziffert Siebel das Volumen der Tauschgeschäfte, bei denen dem Verkauf von Siebel-Software ein Gegenkauf in etwa gleicher Höhe entgegensteht, im vergangenen Quartal (Ende: 30. Juni) auf 30,7 Millionen Dollar. Das entspricht 18 Prozent des Lizenzumsatzes. Im Vorjahr lag das Volumen dieser Geschäfte noch bei 12,2 Millionen Dollar oder vier Prozent des Lizenzumsatzes.

Analysten bezweifeln, dass in diesem Rahmen gekaufte Software wirklich gebraucht wird. Stattdessen vermuten sie, dass Partner häufig zugreifen, um sich die Sympathie und das Wohlwollen des Anbieters zu sichern. Chuck Phillips, Analyst bei Morgan Stanley, geht daher davon aus, dass die Nachfrage bei solchen Geschäften nicht nachhaltig ist. Da die Software oft gekauft werde, ohne dass ein Bedarf dafür bestehe, wären diese Kunden keine Kandidaten für Folgekäufe.

Siebel-CEO Tom Siebel hat dagegen die Praxis verteidigt und andere Softwareunternehmen aufgefordert, diese Art von Geschäften ebenfalls offen zu legen. Der schärfste Siebel-Konkurrent, die deutsche SAP AG, hat daraufhin bereits mitgeteilt, sie schließe keine Gegengeschäfte mit Partnern ab.

Eine völlig weiße Weste hat SAP beim CRM-Umsatz allerdings auch nicht. Die von den Walldorfern ausgewiesenen CRM-Umsätze basieren nämlich auf einer Abfrage, bei der Mysap.com-Kunden dem Softwarehaus mitteilen, in welchem Umfang sie die CRM-Funktionen nutzen. Tom Siebel stellt dabei schon seit längerem infrage, ob diese Umsätze der wirklichen CRM-Nutzung entsprechen. (mo)