Siebel-Anwender üben sich in Geduld

30.01.2006
Einer User-Umfrage zufolge sollte Oracle die Integration lieber vernünftig planen.

"Große Firmenübernahmen sind umfangreiche und schwierige Projekte. Mir ist es lieber, Oracle nimmt sich Zeit und macht es von Anfang an richtig, anstatt eine halbgare Integration aus der Tür zu schubsen, um die Analysten zufrieden zu stellen." Mit diesem Statement bringt Mike Thyken, CIO bei der Select Comfort Corp., Minneapolis, den Tenor einer Blitzumfrage auf den Punkt, die die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" unter Siebel-Anwendern in den USA vorgenommen hat.

Thyken betreibt die E-Business-Suite von Oracle in der Version 11i und installiert derzeit gerade die Siebel-Anwendungen. Folglich würde er eine engere Integration der beiden Produktlinien im Zuge der anstehenden Firmenübernahme begrüßen. Doch offenbar sind sich die Siebel-Kunden darüber im Klaren, dass ihre Hoffnung auf Synergieeffekte erst auf längere Sicht erfüllt werden kann. "Wir erwarten keineswegs, dass das ein schneller Merger wird", bestätigt Robert Martens, Director of Global Front-Office Technology bei Ingersoll-Rand Co., Hamilton, Bermuda. Das Unternehmen nutzt im CRM-Backend Oracle-Software, auf der User-Seite jedoch Siebel-Produkte.

Eine Hinhaltetaktik kann sich Oracle allerdings nicht leisten. Wenn die die Integrationspläne allzu lange auf sich warten lassen, besteht das Risiko, dass die Siebel-Kunden abspringen. Rob Bois, Analyst bei AMR Research Inc. in Boston, sieht die Anwender generell in einer Art "Abwarten-und-Teetrinken"-Modus. Andererseits zögen sie mögliche Alternativen durchaus ernsthaft in Betracht - für den Fall, dass Oracle eine Richtung einschlage, die ihnen nicht passe. Wie Bois einschränkt, könnte der Softwarewechsel aber viele Unternehmen lange Jahre der Umstellung kosten, weil sie die Anwendungen teilweise stark an die eigenen Bedürfnisse angepasst hätten. (qua)