Welche Gefahren drohen

Sicherheitsrisiko E-Mail

12.10.2010
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Im Schadensfall

Ist das Kind dennoch in den Brunnen gefallen - sind also Informationen in die falschen Hände geraten -, dann ist guter Rat im sprichwörtlichen Sinne teuer. Forensiker, die entsprechende Datenlecks aufspüren, berechnen pro Arbeitsplatz-PC überschlagsmäßig zwischen 2500 und 3000 Euro - Ausgaben, die Unternehmen häufig nicht erspart bleiben, wenn sie etwa im Zuge eines Rechtsstreits oder bei Schadensersatzforderungen ein so genannter E-Mail-Discovery-Request erreicht. War dieses Ansinnen bislang eher im US-amerikanischen Rechtsraum gebräuchlich, so greifen mittlerweile auch die europäischen Kartellbehörden bei ihren Ermittlungen verstärkt auf den E-Mail-Verkehr zurück. Dass dann in vielen Unternehmen teure Forensikarbeit anfällt, hat für Reinhold Kern, Director Computer Forensics bei Kroll Ontrack, einen einfachen Grund: "In vielen Firmen fehlt noch das Bewusstsein für die Aufbewahrung der elektronischen Kommunikation." Dabei kann ein Administrator laut Kern bereits wertvolle Vorarbeit für den Tag x leisten, indem er eine gute Speicherdisziplin praktiziert und konsequent Backups fährt. Gleichzeitig erleichtert eine solche Vorgehensweise den Nachweis von Manipulationsversuchen, wenn etwa ein Mail-Versender die Systemzeit verstellt hat, um sich ein Alibi zu verschaffen.

Mail-Seuche Spam

Glaubt man Zahlen des auf Sicherheitslösungen spezialisierten Unternehmens Sophos, so sind 2010 fast 97 Prozent aller weltweit versandten E-Mails Spam. Dabei verbraucht die unerwünschte Post jährlich etwa 33 Milliarden Kilowattstunden Energie und kostet rund 100 Milliarden Stunden Arbeitszeit für das Sichten und Löschen.

E-Mail-Schutz nach außen

Aus heutiger Sicht ist es noch am einfachsten, sich gegen Bedrohungen von außen abzusichern. Die IT-Industrie bietet für diese Probleme mittlerweile viele Lösungen an. Die Palette reicht von Virenscannern am Arbeitsplatz über Server-basierende Scanner, Spam-Filter, E-Mail-Firewalls und dedizierte Mail-Gateways bis hin zu Security Appliances, die den Mail-Schutz mit Intrusion Prevention und Protection verbinden. Mit der Vielfalt der Lösungen steigt aber auch die Schwierigkeit, das passende System zu finden - bei der Entscheidungsfindung ist etwa auf die Skalierbarkeit oder den E-Mail-Durchsatz zu achten.

Augenmerk sollte auch den eingesetzten Schutzmechanismen gelten: Mit welchen Verfahren (Blacklisting, Whitelisting, False-Positive-Rate, Content-basiert, signaturbasiert, codebasiert etc.) arbeiten die Produkte, um Angriffe oder Spam abzuwehren? Und last, but not least stellt sich die Frage, ob unter Management-Aspekten ein Outsourcing oder Teil-Outsourcing (etwa zur Spam-Erkennung) kostengünstiger ist als ein Betrieb inhouse. Unabhängig davon sollte der Entscheider die rechtlichen Aspekte, die sich aus einer automatischen Verarbeitung der Mails (Scannen, Spam-Filter) ergeben, nicht vergessen. Wie unser Beitrag "Rechtsfall E-Mail" (Seite 14) zeigt, laufen Anwender hier unter Umständen schnell Gefahr, mit dem Fernmeldegeheimnis in Konflikt zu geraten.

Aufgaben für Mail-Anwender

• Spam, Viren und andere externe Gefahren abwehren;

• Sicherstellen der Integrität (vertraulich, authentisch, eindeutig identifizierte Kommunikationspartner);

• Vermeiden von Datenlecks (DLP);

• Nachvollziehbarkeit schaffen;

• Archivieren.