Missbrauch von Cloud-Diensten
Es kommt vor, dass Cloud-Services missbraucht werden, um damit kriminelle Aktivitäten zu unterstützenen. Um einen DDoS-Angriff (Distributed Denial of Service) zu starten oder eine Verschlüsselung zu knacken, braucht es eine leistungsstarke Hardwareumgebung - und Cloud-Ressourcen erfüllen dieses Kriterium.
- 2016: HSBC
Die britische Bank HSBC fällt einem DDoS-Angriff zum Opfer - Kunden können ihren Online-Account geschlagene 48 Stunden nicht erreichen. Und das zwei Tage vor Abgabefrist der Steuererklärung. - 2015: Microsoft Xbox Live
Das kostenpflichtige Gaming-Network Xbox Live von Microsoft soll in der Weihnachtswoche mittels DDoS angegriffen werden - diese Drohung wird im Dezember 2015 bekannt. Die Angreifer wollen damit angeblich auf weiterhin bestehende Sicherheitslücken in Microsoft-Diensten hinweisen. Auch Sonys Konkurrenzangebot, das Playstation Network, solle attackiert werden. - 2015: Carphone Warehouse
Der britische Telekommunikationsanbieter Carphone Warehouse fällt einer DDoS-Attacke zum Opfer. Und als wäre das nicht schon genug, werden zusätzlich auch noch Millionen Kundendaten von den Angreifern kopiert. - 2014: 300 Gbps
300 Gigabit pro Sekunde: In diesem Ausmaß hat es noch nie einen DDoS-Angriff gegeben. Mithilfe von 100.000 ungepatchten Servern greift ein Botnet ein nicht näher bekanntes Rechenzentrum an. - 2014: 400 Gbps
Nur ein halbes Jahr später geht es noch heftiger: Mit einem NTP-basierten (Network Time Protocol) DDoS-Angriff wird eine Internetanbieter attackiert. - 2013: chinesisches Internet
Teile des Chinesischen Internets sind von einer der größten DDoS-Attacken bisher lahmgelegt. Und das, obwohl die Regierung des Reichs der Mitte eines der weltbesten Security-Systeme samt entsprechend ausgebildetem Personal aufweisen kann. - 2013: Spamhaus
Sie kämpft gegen unerwünschte E-Mails, doch jetzt ist die Organisation Spamhaus selbst Ziel eines Angriffs mit massenhaften Abfragen geworden. Die Attacke beeinträchtigte sogar den regulären Datenverkehr im Netz. - 2013: Dispatch International
Die Website der Wochenzeitung "Dispatch International" wird massiv angegriffen. Aufgrund des Angriffs erscheint die Zeitung verspätet. - 2012: 50Hertz
Die Internet-Infrastruktur des Stromnetzbetreibers 50Hertz wird von Unbekannten angegriffen. Aus einem Botnetz heraus werden Websites und Mail-Infrastruktur des Hochspannungsstromnetz-Betreibers per DDoS-Attacke unter Beschuss genommen. Alle extern erreichbaren Services fallen vorübergehend aus. - 2012: Pizza.de / Lieferando
UDP-Flooding und DDoS-Attacken sorgen für den Zusammenbruch der Websites von pizza.de und lieferando.de. Nach der Uplink-Ausfilterung beginnt eine zweite Angriffswelle. Es folgt eine Razzia beim Konkurrenten lieferheld.de - ohne Ergenis. Die Betroffenen loben 100.000 für die Ergreifung der Verantwortlichen aus. - 2012: UPC
Die Internet-Präsenz des österreichischen TK-Unternehmens UPC ist vermutlich aufgrund von DDoS-Attacken und SQL-Injection vorübergehend nicht erreichbar. Als Angreifer wurden Anonymous-Hacker aus Österreich vermutet, die auf diese Weise ihre Kritik an der geplanten Vorratsdatenspeicherung äußern wollen.
Cloud Provider müssen sich der Gefahr bewusst sein und ihren Kunden Werkzeuge anbieten, mit denen sie den Zustand ihrer Plattform überwachen und im Falle des Falles Missbrauch sofort melden können. Auch wenn die Kunden und ihre Daten und Anwendungen nicht unmittelbar selbst das Ziel eines solchen Angriffs sind, führt ein Missbrauch von Cloud-Diensten zumeist zu Einschränkungen bei der Erreichbarkeit und zu Datenverlusten.
DoS-Attacken
(D)DoS wurde bereits erwähnt - ein einfacher wie beliebter Angriffsvektor, um die Erreichbarkeit von Cloud-Diensten einzuschränken. "Opfer eines Denial-of-Service-Angriffs zu werden, ist wie mit dem Auto im Feierabendstau zu stehen - außer Sitzen und Warten bleibt Ihnen nichts übrig", heißt es im CSA-Bericht.
DoS-Attacken verbrauchen eine große Menge Rechenleistung - die Rechnung zahlt der Kunde. Auch wenn die breitbandigen DDoS-Angriffe weit verbreitet und gefürchtet sind - ebenso gewappnet sollten Unternehmen für assyametrische DoS-Attacken auf Anwendungsebene sein, die Sicherheitslücken in Webservern und Datenbanken betreffen.
Cloud Provider gehen mit DoS-Angriffen meist souveräner um als ihre Kunden, stellt die CSA fest. Wichtig ist, einen Plan für den Ernstfall immer griffbereit zu haben - sollte es dann zu einem Vorfall kommen, können ihn IT-Verantwortliche gleich "aus der Schublade ziehen".
- Schützen Sie Ihr Unternehmen gegen DDoS-Attacken
Die Frequenz und der Umfang von DDoS-Attacken nehmen täglich zu. Aufgrund der steigenden Popularität dieser Angriffe sollten Unternehmen frühzeitig Abwehrmaßnahmen in Stellung bringen. Denn schlechte Netzwerkperformance sowie Ausfälle der Website und der Applikationen verursachen nicht nur hohe Kosten, sondern auch einen nicht zu unterschätzenden Reputationsverlust. Die gute Nachricht: Es gibt Maßnahmen, um den negativen Effekt zu minimieren. Markus Härtner, Senior Director Sales bei <a href="https://f5.com/">F5 Networks</a> gibt Ihnen zehn Tipps zur Hand, wie Sie die Auswirkungen einer Attacke auf Ihr Unternehmen gering halten. - 1. Angriff verifizieren
Zunächst gilt es, Gründe wie DNS-Fehlkonfiguration, Probleme beim Upstream-Routing oder menschliches Versagen definitiv auszuschließen. - 2. Teamleiter informieren
Die für Betriebsabläufe und Applikationen zuständigen Teamleiter müssen die angegriffenen Bereiche identifizieren und die Attacke "offiziell" bestätigen. Dabei ist es wichtig, dass sich alle Beteiligten einig sind und kein Bereich übersehen wird. - 3. Ressourcen bündeln
Ist ein Unternehmen einer massiven DDoS-Attacke ausgesetzt, müssen zügig die wichtigsten Anwendungen bestimmt und am Laufen gehalten werden. Bei begrenzten Ressourcen sollten sich Unternehmen auf die Applikationen konzentrieren, die den meisten Umsatz generieren. - 4. Remote-User schützen
Durch Whitelisting der IP-Adressen von berechtigten Nutzern haben diese weiterhin Zugriff auf die Systeme, und die Geschäftskontinuität wird aufrechterhalten. Diese Liste sollte im Netzwerk und gegebenenfalls an den Service Provider weitergereicht werden. - 5. Attacke klassifizieren
Um welche Art von Angriff handelt es sich? Volumetrisch oder langsam und unauffällig? Ein Service Provider informiert seinen Kunden gewöhnlich, wenn es sich um eine volumetrische Attacke handelt, und hat dann bestenfalls schon Gegenmaßnahmen eingeleitet. - 6. Bestimmte IP-Adressenbereiche blockieren
Bei komplexen Angriffen kann es sein, dass der Service Provider die Quellenanzahl nicht bestimmen und die Attacke nicht abwehren kann. Dann empfiehlt es sich, identifizierte IP-Adressen von Angreifern direkt an der Firewall zu blockieren. Größere Angriffe lassen sich per Geolocation – dem Verbot des Zugriffs auf die Unternehmensserver aus bestimmten Regionen – bekämpfen. - 7. Angriffe auf Applikationslayer abwehren
Zunächst gilt es, den bösartigen Traffic zu identifizieren und festzustellen, ob dieser von einem bekannten Angriffstool stammt. Spezifische Attacken auf Applikationsebene lassen sich auf Fall-zu-Fall-Basis mit gezielten Gegenmaßnahmen abwehren – dazu sind möglicherweise die schon vorhandenen Security-Lösungen in der Lage. - 8. Sicherheitsperimeter richtig einsetzen
Sollte es immer noch Probleme geben, liegt das potenziell an einer asymmetrischen Layer-7-DDoS-Flut. In diesem Fall ist es sinnvoll, sich auf die Verteidigung der Applikationen zu konzentrieren, und zwar mittels Login-Walls, Human Detection und Real Browser Enforcement. - 9. Ressourcen einschränken
Sollten sich alle vorherigen Schritte als unwirksam herausstellen, ist die Begrenzung von Ressourcen, wie die Übertragungsrate und die Verbindungskapazitäten, eine letzte – radikale – Möglichkeit. Eine solche Maßnahme hält den schlechten, aber auch den guten Traffic ab. Stattdessen können Applikationen auch deaktiviert oder in den Blackhole-Modus geschaltet werden – dann läuft der Angriff ins Leere. - 10. Kommunikation planen
Gelangen Informationen über den Angriff an die Öffentlichkeit, sollten die Mitarbeiter informiert und eine offizielle Stellungnahme vorbereitet werden. Sofern es die Unternehmensrichtlinien erlauben, empfiehlt es sich, die Attacke zuzugeben. Andernfalls können „technische Probleme“ kommuniziert werden. Mitarbeiter sollten auf jeden Fall die Anweisung bekommen, sämtliche Anfragen an die PR-Abteilung weiterzuleiten.
Geteite Technik, doppelte Gefahr
Da die Cloud keine exklusive Technik eines Anwenders ist, sondern von Vielen gleichberechtigt nebeneinander genutzt wird, ergibt sich schon allein hieraus eine signifikante Bedrohung. Verschiedene Cloud Provider teilen sich Infrastruktur, Plattformen und Anwendungen - liegt irgendwo hier eine Verwundbarkeit vor, sind gleich alle betroffen. "Eine einzige Sicherheitslücke oder falsche Konfiguration kann zu einem Schaden in der gesamten Cloud-Infrastruktur führen", schreibt die CSA.
Wenn beispielsweise eine zentrale Komponente wie ein Hypervisoroder eine Anwendung erfolgreich angegriffen wurde, ist gleich die komplette Cloud-Umgebung unsicher. Die Cloud Security Alliance empfiehlt als Gegenmittel auch hier eine umfassende Security-Strategie auf Basis einer Mehrfaktor-Authentifizierung auf allen Hosts sowie Host- und Netzwerkbasierter Intrusion-Detection-Systeme. Wichtig sind das Prinzip "so wenige priveligierte Nutzer wie möglich", eine geeignete Netzwerk-Segmentierung und ein umfassendes Patch-Management.
Dieser Beitrag erschien im englischen Original bei unserer US-Schwesterpublikation InfoWorld.