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Tor & Co.

Sicher und anonym ins Internet

19.07.2014
Von Peter-Uwe Lechner
Der Betreiber einer Website kann allerlei Daten abfragen – Betriebssystem und Browser sind nämlich unglaublich auskunftsfreudig. So verbirgt man seine wahre Identität.

Bei jedem Besuch im Internet geben Sie eine Menge persönlicher Informationen preis, ohne es zu wissen. Neben der aktuellen IP-Adresse übermittelt man unter anderem die installierte Windows-Version und den verwendeten Webbrowser samt eingerichteter Plug-ins. Diese Infos könnten bösartige Angreifer verwenden, um sich bekannte Sicherheitslücken (Exploits) zunutze zu machen und in ein fremdes Systzem einzubrechen.

Sicher und anonym ins Internet
Sicher und anonym ins Internet

Zudem speichern viele Webdienste zahlreiche Informationen über Sie in Cookies auf der lokalen Festplatte. Im für den Anwender besten Fall dient ein Cookie dazu, dass er sich beim wiederholten Besuch einer verschlüsselten Seite nicht erneut anmelden muss – das Cookie teilt dem besuchten Rechner mit, dass er schon einmal da war. Im für den Anwender schlechtesten Fall speichert das Cookie Informationen über komplexes privates Internetverhalten und übermittelt diese, ähnlich wie ein Trojaner, ungefragt an einen Empfänger. Anders als der Trojaner ist ein Cookie jedoch nicht versteckt, sondern vom Anwender im Browser einsehund löschbar.


Je mehr Sie den Dienst eines Anbieters verwenden, desto exakter wird sein Bild von Ihnen und von Ihren Gewohnheiten. Das nutzen etwa Shops wie Amazon zu einem lückenlosen Tracking. So lässt sich dann beispielsweise personalisierte Werbung einblenden, die bevorzugt auf die Produktkategorien abzielt, die man schon einmal besucht – oder auf Produkte, die man bereits gekauft hat. Mithilfe der IP-Adresse kann jeder den ungefähren Standort des Computers herausfinden. Bei einer Google-Suche werden auf Basis der ermittelten Positionsinfos auch bezahlte regionale Werbeangebote eingeblendet.


Die wahre Identität im Internet kann verschleiert werden

Wer möglichst unerkannt im Netz surfen will, wird dazu in der Regel einen sogenannten Proxy-Server einsetzen: Dabei laufen alle Aufrufe von Webseiten und auch die entsprechenden Rückmeldungen zunächst über diesen dazwischengeschalteten „Stellvertreter“. Wer solch einen Server im eigenen Netzwerk installiert, kann aber auch bestimmte Seiten filtern und besitzt zudem eine wirksame Kontrollinstanz, die das Surfverhalten der Anwender aufzeichnet. Im Internet existiert eine große Zahl von anonymen Servern, die als Proxy-Server fungieren und damit einen Teil der Information über den Nutzer und seinen Browser vor dem Ziel-Server verbergen. Wer keine zusätzliche Software zur Anonymisierung auf seinem Rechner installieren kann oder will, sollte auf eine dieser Lösungen zurückgreifen, von denen wir hier einige vorstellen.

Das Tor-Netzwerk anonymisiert die Verbindungsdaten der Nutzer

Der bekannte Tor-Browser (für „The Onion Routing“) beispielsweise lenkt Ihre IP-Spur über Anonymisierungs- Server um. Und damit die Server-Betreiber kein Profil von Ihnen erstellen können, lenkt Tor Sie über viele Server um. Bei der Rückverfolgung stehen Schnüffler dann vor einem unübersichtlichen Dickicht aus Servern, durch das Ihre Spur kreuz und quer verläuft. Zusätzlich verschlüsselt Tor große Teile des Datenverkehrs.

Ein Nachteil von Tor: Die vielen Umwege über zig Server bremsen den Surf-Spaß aus, Webseiten werden langsamer geladen.

Die ersten Ideen für das Tor-Projekt stammen aus dem Jahr 2000. Die Arbeit an Tor wurde 2002 durch Matej Pfajfar an der Universität Cambridge begonnen. In der ersten Zeit von 2002 bis 2004 wurde Tor durch das United States Naval Research Laboratory mit Unterstützung des Office of Naval Research (ONR) und der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), vertreten durch Paul Syverson, und basierend auf der originalen Idee des Onion-Routings entwickelt.

Die Grundidee von Tor ähnelt der Technik bei einigen Datentausch-Netzwerken: Der Benutzer wählt sich via Internet in ein Netzwerk ein und wird dadurch ein Teil von ihm. In diesem Computerverbund werden die Daten in kleinen Paketen verschlüsselt und über die Internetleitung geschickt. Die Daten passieren auf dem Weg eine Vielzahl von anderen PCs. Dies gilt sowohl für die Anfrage an eine Internetseite als auch für den Versand der Daten zum anfragenden Computer.

Vidalia ist eine Benutzeroberfläche zur Steuerung des Clients des Anonymisierungsnetzwerks Tor.
Vidalia ist eine Benutzeroberfläche zur Steuerung des Clients des Anonymisierungsnetzwerks Tor.

Der Vorteil von Tor liegt in der extrem hohen Anonymität, die das Netzwerk bietet: Da die Daten wie bei einem Puzzle zerlegt werden, ist Ausspähen praktisch unmöglich. Theoretisch ginge es nur, indem man den gesamten Datenverkehr aller Teilnehmer weltweit aufzeichnet und auswertet. Je mehr Nutzer mitmachen, desto verzweigter und damit sicherer wird das Netzwerk. Selbst die Programmierer und Erfinder des Tor-Netzwerks sind nicht in der Lage, Informationen über die Nutzer oder die Inhalte der übertragenen Daten zu liefern. Daher setzen viele Unternehmen, Journalisten und Menschenrechtsorganisationen auf Tor, wenn ein Höchstmaß an Diskretion erforderlich ist.

Wer Tor einsetzen will, sollte unbedingt das kostenlose Tor-Browser-Bundle Vidalia verwenden, das Konfiguration und Gebrauch des Netzwerks deutlich erleichtert.

Vidalia ist eine grafische Benutzeroberfläche zur Steuerung des Clients des Anonymisierungsnetzwerks Tor. Sie ermöglicht die Konfiguration des Tor-Clients, das Überwachen des Status im Tor-Netzwerk und der Transferrate sowie das Betrachten, Durchsuchen und Filtern von Log-Nachrichten. Vidalia unterstützt den Nutzer auch bei der Einrichtung eines Tor-Netzknotens. Vidalia kann auch eine Karte des Tor-Netzwerkes anzeigen, auf der man die geographische Lage der Tor-Server und den Weg des eigenen Tor-Verkehrs sehen kann.

Im Bundle mit dabei sind neben dem Control-Panel ein weiteres kostenloses Tool namens Polipo: Dabei handelt es sich um einen filternden Webproxy, der die Geschwindigkeit beim Surfen mit Tor erhöhen soll. Torbutton ist eine Erweiterung für Firefox, die das schnelle Ein- und Ausschalten der Anonymität ermöglicht.

Dank einer ausländischen IP-Adresse sind Sie mit Okayfreedom VPN anonym im Internet unterwegs.
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