Sich im Netz- und Modem-Chaos der Bundespost zurechtfinden: Was der Benutzer von Übertragungseinrichtungen wissen sollte

16.11.1979

MÜNCHEN (CW) - Einen Rechner einzukaufen ist gegenüber der Beschaffung von Einrichtungen zur Datenübertragung (DÜ) ein Kinderspiel. Doch zieht die Übertragungs-Absicht notwendig eine Auseinandersetzung mit dem Postmonopol auf dem DÜ-Sektor nach sich. Das Fernmeldetechnische Zentralamt in Darmstadt oder die Anmeldestelle für Fernmeldeeinrichtungen schicken zwar freigebig Broschüren über Datenübertragungseinrichtungen, Fernmeldewege und Preise; Datennetzkoordinatoren (vgl. CW-NR. 34/79 Seite 2) bieten ihre Hilfe an, und doch ist der arme Benutzer von Information Overload und damit von Entschlußunfähigkeit bedroht.

An der Bundespost führt bei der DÜ kein Weg vorbei. Ihr gehören die vier Leitungsnetze, und zwar das Fernsprech-, Telex-, Datex- und Direktruf-Netz, zusammen Dateldienste genannt. Den beiden Benutzern des Datentransportsystems am nächsten steht eine Datenendeinrichtung zum Senden und/oder Empfangen von Informationen, zum Beispiel Lochstreifengeräte, Drucker, Konzentratoren oder auch die Datenverarbeitungsanlage selbst.

Die Endeinrichtungen, die vom Teilnehmer selbst beschafft werden, müssen zum Betrieb im öffentlichen Netz zugelassen und den vorgeschriebenen Anschlußbedingungen des Fernmeldetechnischen Zentralamtes (FTZ), die sich auf Empfehlungen des CCITT (Comité Consultatif International Téléfonique et Telegraphique) stützen, entsprechen. Zum Anschluß privater Endeinrichtungen bedarf es einer Genehmigung. Die FTZ-Zulassung bedeutet kein Qualitätsurteil, sondern bestätigt nur, daß weder Fernmeldewege noch andere posteigene Einrichtungen durch den Gebrauch der Endeinrichtung gestört werden.

Der Modem bestimmt die Geschwindigkeit

Zur Umwandlung der digitalen Signale der Datenendeinrichtung zum Beispiel

in analoge Impulse, die der Transportmöglichkeit der für Sprachsignale eingerichteten Fernsprechnetze angepaßt sind, muß ein Modem (=Modulator-Demodulator) auf beiden Seiten des Übertragungsweges zwischengeschaltet sein. Als Zusatzeinrichtungen sind sie grundsätzlich posteigen, die Post stellt sie bereit und sorgt für ihre Unterhaltung.

Für die Übertragung im öffentlichen Datel (-Data Telecommunications, Data Telephone, Data Telegraph) Netz stehen Modems für unterschiedliche Übertragungsgeschwindigkeiten (Bit pro Sekunde), gleichzeitigen ([voll]duplex) oder Wechselbetrieb (Halbduplex) (Gegenteil: Simplex=Übertragung nur in einer Richtung) sowie Gleichlauf (asynchron) oder ständigen Gleichlauf (synchron), zur Verfügung. Die Entscheidung für eine Übertragungsgeschwindigkeit insgesamt beziehungsweise für einen Modemtyp hängt ab von der Dringlichkeit der zu übermittelnden Daten und den Antwortfristen sowie dem Datenanfall zu einem bestimmten Zeitpunkt als Gesamtmenge oder ob sie sich über einen längeren Zeitpunkt verteilen. Die einmaligen Anschlußgebühren, die monatliche Grundgebühr und die Verbindungsgebühren in dem digitalen Wählnetz mit der Bezeichnung Datex steigt mit zunehmender Gesamt-Übertragungsgeschwindigkeit.

Um die Leistungsfähigkeit im Fernschreib- und Datex-Netz zu erhöhen, führte die Bundespost das elektronische Daten-Vermittlungssystem EDS ein. Zeitmultiplex-Strecken werden über digitale PCM-(Pluscodemodulation) 30-Wege geschaltet, um die Kabel besser auszunutzen. Geplant sind den Informationen der DBP zufolge als besondere Leistungen die Einführung von Kurzwahl, Rundsenden, Anschlußkennung sowie das Zuschreiben von Gebühren. Mitte 1980 soll der paketvermittelte Datexdienst betriebsbereit sein - ein technisches Verfahren zur Datenübertragung, das sich auf logische beziehungsweise virtuelle Verbindungen zwischen Sender und Empfänger stützt, bei dem die Informationen in definierten Paketen mit Adressen und Steuerinformationen durch das Netzwerk transportiert werden.

Eine besondere Stellung nimmt das Datennetz Euronet ein. In Zusammenarbeit mit acht weiteren Fernmeldeverwaltungen in der Europäischen Gemeinschaft ist die DBP dem internationalen Datenverkehr beteiligt, der - von der EG-Kommission finanziell unterstützt - wissenschaftliche und technische Dokumentationen und Informationen aus zentralen Datenbanken verfügbar macht. Die Übermittlung geschieht nach dem Verfahren der Datenpaketvermittlung. Über den Eingangspuffier eines Vermittlungs- oder Knotenrechners, den Datenpaketvermittlungsstellen, werden die abgehenden Leitungen festgelegt.