Sharepoint: Alleskönner oder Mängelwesen?

25.02.2008

Reibungspunkte mit ECM-Anbietern

Im Gegensatz zu Anbietern von solchen kleinen Erweiterungen tun sich die großen ECM-Hersteller weit schwerer in ihrem Verhältnis zu Sharepoint. Ihre umfangreichen Systeme überlappen sich in vielen Funktionen mit dem Microsoft-System. Während der Sharepoint Server einigen ECM-Anforderungen tatsächlich nicht genügen kann und der Ergänzung durch Spezialisten bedarf, stellt er in anderen Bereichen eine unübersehbare Konkurrenz für die Anbieter aus diesem Segment dar. Zu den offensichtlichen Mängeln zählen die fehlende Funktion für eine revisionssichere Archivierung inklusive Information-Lifecycle-Management sowie die nicht vorhandene Unterstützung zur Erfassung von Papierdokumenten. Außerdem sind Sharepoint klassische DMS-Disziplinen wie Postkorbanwendungen oder elektronische Akten fremd.

Bei einigen ECM-Anbietern auf der Sharepoint-Konferenz herrschte noch immer die Meinung vor, dass die Microsoft-Plattform primär ein hübsches Frontend sei, das für ernsthafte ECM-Anwendungen einer weitgehenden Unterstützung durch ihre Produkte bedürfe. Diese Einschätzungen beruhen teilweise noch auf den Erfahrungen mit der alten Version des Microsoft-Produkts. So werden häufig eine nicht ausreichende Skalierbarkeit und Verlässlichkeit sowie beschränkte Workflow-Funktionen bemängelt.

Fabian Moritz, Senior Consultant bei der Berliner Itacs GmbH, hält solchen Einwänden entgegen, dass MOSS 2007 hinsichtlich Ausfallsicherheit und Leistungsfähigkeit absolut Enterprise-tauglich sei. Die Einrichtung von Server-Farmen unter Verwendung von Load-Balancing-Techniken und die Verteilung der Aufgaben auf separate Frontend-, Anwendungs- und Datenbank-Server genügten auch gehobenen Ansprüchen. Angesichts der Möglichkeiten der Windows Workflow Foundation ließen sich Workflow-Anwendungen fast nach Belieben erstellen.

Angesichts der vergleichsweise hohen Lizenzkosten etablierter ECM-Systeme rät Moritz Unternehmen, dass sie prüfen sollten, ob es sich lohne, statt eine kostspielige Lösung von Spezialisten anzuschaffen lieber Sharepoint über Erweiterungen von Drittanbietern und Eigenentwicklungen aufzurüsten.