Adobe-Chef

Shantanu Narayen im Exklusiv-Interview

04.04.2011
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.

Adobe im Enterprise und in Deutschland

NARAYEN: Also die gute Nachricht ist hier schon einmal, dass unsere Marke doch rund um die Welt schon sehr bekannt ist.

Das liegt aber doch vor allem daran, dass so viele Leute den Adobe Reader und den Flash Player auf ihrem Rechner installiert haben?

NARAYEN: Korrekt. Und was die Awareness für unsere Enterprise-Angebote angeht - das würde ich mal als "work in progress" bezeichnen. Wenn ich CIOs treffen möchte, dann ist das meist ziemlich einfach, weil sie Produkte von uns kennen und schätzen. Die Bekanntheit unserer Lösungen in Bereichen wie Online-Marketing, Content Management oder CEM oder ist aber noch nicht so groß, wie wir das gern hätten. Wir müssen also noch ein bisschen daran arbeiten, eine Pipeline aufzubauen. Dabei helfen uns Referenzen von Kunden, die ihr Geschäft mit Hilfe unserer Lösungen verändert haben.

Die Awareness wächst. Ist sie schon da, wo ich sie sehen möchte? Nein. Aber steigt sie mit jedem Jahr? Ja. Auch unsere Übernahmen kommen gut an - die Leute sagen "Wow, Adobe nimmt das richtig ernst." Wenn wir vor fünf Jahren CIOs unsere LiveCycle-Lösung für PDF-Rechte-Management vorgestellt haben, wusste damit noch kaum jemand etwas anzufangen. Heute sieht das schon ganz anders aus. Es wird besser.

Wie stellt sich der deutsche Markt für Adobe dar - gibt es hierzulande irgendwelche Besonderheiten?

HARALD ESCH: Was Shantanu gesagt hat, gilt im Wesentlichen auch hier. Wir waren und sind sehr erfolgreich mit wiederholbaren Lösungen. Das gilt sowohl vertikal als auch horizontal. Beispielsweise im Bereich Korrespondenz-Management, alles was an Schriftstücken und Formularen in ein Unternehmen hineinkommt und es wieder verlässt, da sehe ich uns als Marktführer. Aber wir müssen sich noch ein bisschen lauter werden und ein bisschen stolzer auf unsere Angebote.

Nach dem Motto "Tue Gutes und rede darüber"?

ESCH: Genau. Dabei helfen uns übrigens auch unsere Zukäufe - wir haben jetzt bei den potenziellen Kunden einfach mehr Buying Centers, die wir adressieren können, und das hilft uns sehr. Wir reden nicht mehr nur mit dem CIO, sondern auch mit Sales, Marketing und anderen Unternehmensbereichen. Und unser CIO war zum Beispiel auch in Hannover auf der CeBIT und hat dort anderen CIOs erzählt, was Adobe in Sachen "Eat your own dog food" tut.

Success Stories wollen wir zukünftig speziell auf dem zentraleuropäischen Markt noch mehr machen. Nicht nur im Finanzsektor, sondern zum Beispiel auch in der Automotive-Branche, die sich erholt hat und nun nach neuen Lösungen Ausschau hält.

Wie zentral sind strategische Partnerschaften im Enterprise-Umfeld? Wer ist da besonders wichtig für Adobe?

NARAYEN: Es gibt verschiedene Arten von Partnerschaften - die verteilen sich im Wesentlichen auf die beiden großen Kategorien ISVs und Systemintegratoren. Wir haben zum Beispiel eine lange Historie zusammen mit SAP. Im Bereich SI verfolgen wir eine globale Strategie mit Partnern wie Accenture, Deloitte oder hier in Europa Capgemini. Wir kooperieren aber auch mit kleineren Boutique-Shops bei der Implementierung unserer Unternehmenslösungen.

Es gibt aber auch noch Partnerschaften in anderen Bereichen wie CDN (Content Delivery Networks) etwa für Kunden, die Flash-Video streamen wollen.

SAP haben Sie erwähnt - arbeiten Sie auch mit Oracle zusammen?

NARAYEN: Unsere Kooperation mit SAP ist deutlich enger - was sicher auch daran liegt, dass wir bei Adobe selbst SAP nutzen. Daraus haben sich eine Reihe wechselseitiger Entwicklungen ergeben.

Zu einem etwas schwierigen Thema - internationale Softwarepreise. Produkte wie die Creative Suite sind in Deutschland viel teurer als in den USA. Dafür habe ich noch nie eine wirklich überzeugende Begründung gehört. Hätten Sie eine für mich? Ich weiß schon, dass hier die Mehrwertsteuer im Preis mitausgewiesen wird und dass Lokalisierung teuer ist - trotzdem?