Adobe-Chef

Shantanu Narayen im Exklusiv-Interview

04.04.2011
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.

Customer Experience Management

NARAYEN: Jedes Unternehmen versucht, seinen Kunden eine überzeugende Erfahrung zu bieten - egal ob Bank, Handel oder Öffentliche Verwaltung. Es geht im Wesentlichen darum, Firmen dabei zu helfen, ihren Kunden das Erlebnis und Applikationen bereitzustellen - mit Elementen von Social, Content Management und Archiv.

Ist das nicht eher eine Angelegenheit von Menschen als von Tools?

NARAYEN: Das ist ein Lösungs-Business, würde ich sagen.

Müssten sich da aber nicht zuerst einmal die Mindsets der Mitarbeiter ändern?

NARAYEN: Schauen Sie sich die nächste Generation von Mitarbeitern an, die jetzt in die Unternehmen kommen. Das ist die Facebook-Generation - die erwarten solche Möglichkeiten auch am Arbeitsplatz. Aber Sie haben natürlich recht - Firmen müssen ihre Prozesse überdenken, um ihre Kunden besser zu bedienen. Wer das nicht tut, riskiert, von anderen innovativeren Anbietern abgehängt zu werden, die ihnen das Geschäft kaputtmachen.

Ist der Zukauf von Day Software das zentrale Element Ihrer CEM-Strategie?

NARAYEN: Eine tragende Säule jedenfalls. Wir waren schon immer im Content-Authoring-Geschäft, hatten aber zuvor nie eine Content-Management-Lösung. Day war ein wichtiger "missing link", mit dem wir unsere Möglichkeiten deutlich ausgebaut haben.

Was war denn so besonders an Day, dass Sie ausgerechnet diese kleine Firma gekauft haben? Es gibt ja doch viele andere Web-CMS-Lösungen da draußen, viele davon sogar als Open Source?

NARAYEN: Day war im Bereich Web Experience Management ganz klar ein führender Anbieter - mit einer Vision, wo sich das für das nächste Jahrzehnt hinentwickeln würde. Wenn man eine Firma kauft, dann schaut man sich deren Technik an und natürlich auch die Leute. Und wir waren von beidem beeindruckt. Sie haben eine sehr gute Architektur, aus der wir mehr und mehr bauen können.

Und wie läuft die Integration? Sind Sie mit der genauso zufrieden?

NARAYEN: Ja, alles bestens. Tatsächlich sehe ich die Integration übernommener Firmen mittlerweile als einer unserer Kernkompetenzen an, spätestens seit der Akquisition von Macromedia. Mit Omniture haben wir letztes Jahr einen Rekordumsatz hingelegt. Und auch bei Day - wir haben die Übernahme Ende Oktober abgeschlossen und unsere internen Erwartungen übertroffen.

Eine der Stärken von Day ist ja auch Digital Asset Management. Was bedeutet das für Produkte wie die Creative Suite?

NARAYEN: Dinge wie Ein- und Auschecken, Speichern Ihrer Assets in der Cloud oder Einbauen von Analytics-Code und Metadaten wie XMP schon beim Erstellen von Inhalten, da wird es im Laufe der nächsten Monate in jedem Fall eine engere Integration geben.

Wird Adobe im Markt schon ausreichend als Anbieter von Enterprise-Lösungen wahrgenommen?