Adobe-Chef

Shantanu Narayen im Exklusiv-Interview

04.04.2011
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.

Mobile Strategie, Cloud-Angebote

NARAYEN: Diese drei hängen miteinander zusammen. Es gibt bei Mobile eigentlich zwei unterschiedliche Use-Case-Szenarien - auf Ihrem mobilen Endgerät haben Sie entweder eine Standalone-App, oder sie sind mit einem Browser im Netz unterwegs. Wenn es um eigenständige Applikationen geht, dann ist unsere Strategie AIR. Und für Browser-basierende Anwendungen setzen wir auf eine Kombination aus HTML und Flash.

Was glauben Sie wird sich auf längere Sicht durchsetzen - Web oder App?

NARAYEN: Im Augenblick haben wohl beide ihre Berechtigung - das ist nicht anders als auf dem PC auch. Trotz aller Bemühungen sind wir zum Beispiel noch immer nicht ständig mit dem Netz verbunden. Applikationen und lokale Datenspeicherung sind also weiterhin wichtig. Auf der anderen Seite bietet aber auch das Web viele Vorteile - man ist ortsunabhängig und hat seine Daten einfach in der Cloud.

Es gibt bei jedem Standard, und HTML5 macht da keine Ausnahme, die Tendenz zu sagen: Wir haben einen Hammer, also ist jedes Problem ein Nagel. Das ist der falsche Ansatz. Vielmehr muss man fragen: Welches Problem möchte ich eigentlich lösen - und dann nach den dafür am besten geeigneten Werkzeugen suchen. Und als Anbieter von Tools möchten wir Ihnen die richtigen Werkzeuge an die Hand geben - für HTML genauso wie für Flash, PDF oder Native.

Sie sehen Adobe also primär als Anbieter von Tools?

NARAYEN: Von Tools, aber insgesamt noch stärker von Lösungen. Wir wollen allerdings keine Destination sein und damit unseren Kunden Konkurrenz machen. Viele andere Anbieter von Tools sind gleichzeitig auch eine Destination, ein Portal. So sehen wir uns nicht. Wir wollen ein Enabler sein und zum Beispiel einer Bank oder Behörde dabei helfen, Anwendungen für ihre Kunden und Bürger zu realisieren.

Unsere drei großen Wachstumsbereiche sind Content Authoring, alles was mit Online-Marketing zu tun hat und dann der ganze Enterprise-Bereich inklusive Public Sector. Wir sind sehr diversifiziert und bereits jetzt einer der größten Anbieter von Software-as-a-Service (SaaS).

Das ist ein gutes Stichwort. Verraten Sie uns, was wir zukünftig noch aus der Cloud erwarten können von Adobe?

NARAYEN: Im kreativen Bereich werden wir sicher unsere bestehenden Desktop-Angebote um neue Möglichkeiten erweitern - zum Beispiel Authoring auf Tablet-Geräten - und diese via Cloud miteinander verknüpfen. Wir haben ja schon Dinge wie Acrobat.com oder Browserlab, und auch die Digital Publishing Suite ist im Prinzip ein Cloud-Angebot. Das Gleiche gilt für den Flash Media Server, über den viele Web-Videos gestreamt werden. Da werden wir sicher noch mehr Services anbieten, auch Storage für kreative Inhalte.

Omniture ist ohnehin vollständig Cloud-basierend. Bei Customer Experience beziehungsweise Content Management bieten wir allerdings auch die Alternative On-premises an, weil nicht jede Firma willens ist, ihre Daten in die Cloud zu legen. Wir unterstützen hier deswegen Public Cloud ebenso wie Private Cloud oder On-premise.

Es gibt unterschiedliche Definitionen des Begriffs Customer Experience Management. Was ist die von Adobe?