Shake-out die Qual der Wahl

25.10.1991

Die Telekommunikation boom! Diesen Eindruck mußte in Genf auf der Telecom '91 jeder Besucher gewinnen, der die gigantischen Messestände der wetteifernden Nationen sah. Da wurde nicht gekleckert, da wurde geklotzt. Nun hat dieser Kommentar keineswegs das Ziel, sich näher mit messearchitektonischen Kriterien zu beschäftigen, erlaubt sei aber ein Blick hinter die Fassaden.

Da hat, so scheint es, das große Hauen und Stechen begonnen, um sich für die Zukunft rechtzeitig ein Stück am Kuchen zu sichern. Warum? Durch die Liberalisierung der Märkte wird für die PTTs mehr und mehr das Recht entfallen, die nationale Wiese unter Ausschluß der Konkurrenz abzugrasen. Folge: Es müssen andere Weideplätze gefunden werden, um ans große Geld zu kommen.

Natürlich tun sich solche Märkte auf, eben weil die Telekommunikation in erster Linie wegen des enormen Bedarfs der Unternehmen an weltweiter Sprach- und Datenkommunikation in einem Hoch ist. Internationale Netzdienste kann aber nur anbieten, wer finanziell potent ist, selbst über das nötige Know-how, Equipment und insbesondere die Passende Infrastruktur im globalen Leitungspuzzle verfügt.

Strategische Allianzen sind also angesagt. Glück für den, der groß und mächtig ist, wie zum Beispiel die deutsche Telekom, die unter mehreren Angeboten die Qual der Wahl hat. Pech für die Kleinen, die sich entweder Marktnischen suchen oder mit einem winzigen Kuchenstück zufrieden sein müssen. Auf die richtige Partnerwahl kommt es jetzt an. Übrigens nicht nur bei den PTTs, sondern auch zwischen den traditionellen Switch- und DV-Herstellern. Siehe Beispiel Siemens-IBM, die in Genf ihre Kooperation in Sachen Sprach- und Datenkommunikation bekannt gaben. Es sind nämlich schon die Stimmen einiger Rufer in der TK-Szene zu hören, die am Horizont das Ende des Booms und einen gnadenlosen Shake-out sehen. pg