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SGI trennt sich von Cray und 3000 Mitarbeitern

11.08.1999

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Silicon Graphics (SGI) hat gestern massive Umstrukturierungsmaßnahmen angekündigt. Der Hersteller will sich von Cray und Media Base sowie von seiner Windows-NT-Workstation-Produktion trennen. Insgesamt sollen bis zu 3000 Mitarbeiter entlassen werden. Das Unternehmen, das im vergangenen Quartal zum ersten Mal nach nach fast zweijähriger Durststrecke Profit ausgewiesen hatte, erhofft sich aus der Neuorganisation Kosteneinsparungen in Höhe von 300 Millionen Dollar. Der Grafik-Spezialist will sich künftig auf die Produktion von Hochleistuns-Servern konzentrieren, die vor allem im Bereich Multimedia, Medien-Streaming und Breitband-Networking zum Einsatz kommen sollen.

SGI will seine Cray-Einheit zunächst als eigenständiges Unternehmen ausgliedern und dann verkaufen. Der Hersteller von Supercomputern, den die Grafik-Company erst 1996 für 750 Millionen Dollar erworben hatte, erwies sich mit einem Anteil von lediglich zehn Prozent des Gesamtumsatzes als wenig rentabel. Chef der neuen Tochter soll Steve Oberlin - derzeitig Vice President Engineering von SGI - werden. Beide Firmen wollen jedoch künftig weiter zusammenarbeiten, da ihre Next-Generation-Produkte auf der gleichen Architektur basieren.

Ebenso soll die Media-Base-Division, die Software für Medien-Streaming entwickelt, nach der Überführung in eine neue Firma veräußert werden. Nach Angaben des von SGI-Chef Rick Belluzzo ist bereits ein Käufer gefunden; den Namen nannte er nicht. An der neuen Company wird SGI jedoch eine Minderheitsbeteiligung halten.

Auch die NT-Workstation-Einheit kommt unter den Hammer, da der letzte Quartalsumsatz dieser Division mit 50 Millionen Dollar unter dem gesteckten Ziel lag. SGI gründet nach eigenen Angaben derzeit mit einem anderen Unternehmen ein Joint-venture, das diesen Geschäftsbereich übernehmen wird. Die Entwicklung und der Vertrieb der Produkte werde also fortgesetzt. Zudem will SGI seine Zusammenarbeit mit Nvidia ausbauen. Im Zuge dieser Kooperation wird das SGI-Ingenieurteam für 3D-Grafiken demnächst bei dem Hersteller von Grafik-Chips im Lohn stehen. Das Unternehmen hat ferner einen Partner, der wiederum ungenannt blieb, für den Verkauf seiner Intel-basierten Visual-Workstations gewonnen.

Marktexperten befürchten, daß SGI durch diese selbst verordnete Schlankheitskur nun zu einem idealen Übernahmeobjekt geworden ist. Nach der Neustrukturierung wäre das Unternehmen ein Nischenanbieter für den Bereich High-End-Server und damit ein Leckerbissen für alle Großanbieter, die ihr Produktportfolio ausbauen wollen. Erst vor kurzem wurden Sequent und Data General aufgekauft (CW Infonet berichtete). Damit gehört SGI neben Unisys und NCR zu den letzten großen unabhängigen Server-Herstellern.