Widerspruch zwischen dezentral und global gelöst

Serviceunternehmen lagert Intranet-Verantwortung aus

10.01.1997

Mit Hilfe einer dezentralisierten Struktur kann sich eine Organisation viele Vorteile verschaffen. Einer davon ist die Nähe zu den jeweiligen lokalen Kunden. Dem stehen allerdings auch ein paar Nachteile gegenüber. Beispielsweise läuft das Unternehmen Gefahr, das Rad immer wieder aufs neue zu erfinden.

ISS will den Kuchen essen und ihn gleichzeitig behalten. Zum einen soll die dezentrale, auf die Besonderheiten des örtlichen Markts abgestimmte Struktur erhalten bleiben. Zum anderen bemüht sich das Unternehmen, grenzüberschreitende Verträge mit internationalen Kunden zu koordinieren und kostbare Erfahrungen zum Allgemeingut zu machen. Als Mittel zum Zweck hat sich der fast 140000 Köpfe zählende Dienstleistungskonzern für ein Intranet entschieden. "Das Intranet ist entscheidend für die Verwirklichung unseres Key-Account-Programms", erläutert Freddy Nurski, Direktor für Marketing und Vertrieb in Europa. "Die Weitergabe bewährter Praktiken dient nicht nur den Interessen unserer Kunden, sondern wird auch die Produktivität in unseren Verkaufs- und operativen Bereichen steigern."

Spätestens im kommenden März arbeiten, so Nurski, etwa 150 der ISS-Manager - ein knappes Drittel der europäischen Führungskräfte - mit dem unternehmenseigenen Internet. Die anderen sollen im Laufe dieses Jahres an das Netz angeschlossen werden.

Da ISS selbst ein Dienstleistungsunternehmen ist, lag die Idee nahe, Installation und Betrieb des Intranet einem Spezialisten anzuvertrauen. Nutznießerin dieser Firmenpolitik ist Geis, eine hundertprozentige Tochter des in Fairfield, Connecticut, ansässigen Technologiekonzerns General Electric Co. Unter der Bezeichnung "Inter Business Partner" hat Geis ein Komplettpaket für Outsourcing-willige Inter-/Intranet-Anwender geschnürt. Im Rahmen dieses Angebots liefert der Dienstleister zunächst einmal Softwarekomponenten wie E-Mail, Bulletin Boards, Directory Services, WWW-Server und -Browser sowie Zugriffsmöglichkeiten auf vorhandene Komponenten. Darüber hinaus offeriert er auch Beratungskapazität und kundenspezifischen Support.

Geis baut für ISS ein Intranet auf, das neben den unternehmenseigenen Führungskräften auch den wichtigsten europäischen Geschäftspartnern offenstehen soll - später sogar den Kundenunternehmen. Auf längere Sicht wird das gemeinsame Netz eine direkte Interaktion mit der Klientel und den Zulieferern ermöglichen. Außerdem ist vorgesehen, die Personalplanung, das Qualitäts-Management und die Kundenverwaltung mit dem Intranet zu unterstützen.

Ihre volle Funktionalität wird die GE-Lösung voraussichtlich erst gegen Ende dieses Jahres erreichen. Dann können beispielsweise ausgewählte Zulieferer im Intranet einen Leistungskatalog ablegen, aus dem die eigenen Mitarbeiter die interessantesten Lösungen für jede Kundenanforderung auswählen. Wenn die Kunden in das Netz eingebunden sind, wird sich dieser schnelle Draht auch auf das Serviceangebot auswirken. Denkbar sind ein Just-in-time-Dienst für das Flugzeug-Catering oder eine interaktive Datenbank, die der Klientel einen Teil des Problemlösungs-Know-hows zur Verfügung stellt.