Ernst & Young-Studie: Anwender als treibende Kraft

Servicequalität entscheidet über den Erfolg im TK-Markt

23.07.1999
MÜNCHEN (hi) - Ein neuer Anbietertyp, der Content Packager, prägt künftig den TK-Markt. Zu diesem Ergebnis kommt die Unternehmensberatung Schitag Ernst & Young in ihrer Studie "Die vernetzte Gesellschaft. Wie der Kampf um den Kunden entschieden wird". Ferner bestimmen der Studie zufolge weniger ordnungspolitische und technologische Vorgaben als vielmehr Kundenbedürfnisse die Entwicklung.

Mit Unterstützung der ITU (International Telecommunica- tion Union) befragten die Berater weltweit rund 100 CEOs und Topmanager nach der künftigen Entwicklung des TK-Marktes. Dabei waren sich die Manager im großen und ganzen einig, daß weniger technologische Entwicklungen als vielmehr rasant wachsende Kundenansprüche den Markt prägen werden. Letztlich entscheide in der vernetzten Gesellschaft die Qualität der Kundenbeziehungen über Erfolg oder Mißerfolg eines TK-Unternehmens.

Der Weg in die Informationsgesellschaft führt in den Augen der Manager zu vier Entwicklungen: einem neuen Anbietertyp, dem Content Packager, Kampf um lokale Breitbanddienste, Mobilfunk als Standardplattform, Weiterentwicklung der Fernverbindungen. Im Wettbewerb um den Kunden, so das Credo der Führungskräfte, wird sich eine neue Anbieterart als Schnittstelle zwischen TK-Industrie und Endkunden etablieren. Die "Content Packager" fassen das Überangebot an Informationen zusammen, analysieren dieses und filtern es über eine leistungsfähige Benutzer-Schnittstelle, um den Endkunden einfachere, bedarfsgerechtere und effizientere Lösungen bieten zu können. Erfolg erwarten die CEOs für Marktteilnehmer, die sehr früh an der Content-Schlacht teilnehmen und ein eigenes Profil etablieren. Eine Aufgabe, die aber vorab erhebliche Investitionen erfordert.

Einen weiteren Kampfplatz sehen die Manager im lokalen Anschlußbereich, der immer noch die verengte Arterie der vernetzten Gesellschaft ist. Hier dürfte weniger die bessere Technologie entscheidend sein als vielmehr der Kundenservice der Anbieter. Gerade den Kabel-TV-Betreibern, die aus technischer Sicht als potentielle Gewinner gelten, geben die Führungskräfte schlechte Noten. Ihr größter Minuspunkt ist die Einstellung zum Kundenservice, den ein CEO offen als "erbärmlich" charakterisierte. Insgesamt sehen die Befragten derzeit beim Breitbandanschluß keinen endgültigen Sieger. Als aussichtsreiche Kandidaten gelten momentan DSL-Systeme sowie funkbasierte Verfahren. Aber selbst die Idee der Glasfaser bis zur Haustür erscheint einigen Managern nicht abwegig (siehe Grafik).

Einig sind sich die Führungskräfte dagegen in bezug auf das künftige Medium zur Sprachübertragung. Hier räumen alle dem Mobilfunk eine klare Favoritenrolle ein. So deuten die Ergebnisse der Untersuchung darauf hin, daß es innerhalb der nächsten zehn Jahre weltweit mehr Mobilfunk- als Festnetzkunden geben wird.

Pessimistischer klingen die Prognosen für die klassischen Telcos und Kabelunternehmen, da viele CEOs erwarten, daß Fernverbindungen in den nächsten Jahren zur Billigware verkommen. Eine Entwicklung, die in den Augen der Befragten viele Betreiber innerhalb der nächsten fünf Jahre nicht überleben dürften. Dazu ist vielmehr, so eine Aussage der Studie, eine Abkehr von der bisherigen Abrechnung im Minutentakt und ein differenziertes Angebot neuer Dienste erforderlich.

Die ausführliche Studie werden die Unternehmensberater auf der "Telecom 99" in Genf vorstellen.