Servicemarkt steht vor einem Umbruch

13.08.2004
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Preisdruck belastet den Markt

Während die BPO-Anbieter allmählich eine bessere Auftragslage melden, bleibt das Geschäft mit SAP-Beratungs- und -Integrationsleistungen vorerst flau. Die Umsatzeinbrüche der Systemhäuser sind zum Gros dem starken Preisdruck geschuldet, gelitten haben insbesondere Anbieter ohne klaren Fokus. "Die Generalisten in diesem Markt haben 20 bis 25 Prozent ihres Geschäfts verloren", vermutet Nicola Glowinski, CEO von Realtech. "Die spezialisierten Anbieter waren stabil." Doch auch Realtech wurde von der Branchenkrise nicht verschont: Das Consulting-Geschäft brach im ersten Halbjahr 2004 um 16 Prozent ein. Dass der Anbieter unterm Strich nur ein Minus von zwölf Prozent zu beklagen hatte, war dem guten Absatz der System-Management-Software "The Guard" zu verdanken.

Betriebsservices sind gefragt Das Geschäft mit IT-Outsourcing wächst in Deutschland laut einer Erhebung der Meta Group von aktuell 10,8 Milliarden Euro im Jahr 2003 auf 13,1 Milliarden Euro im Jahr 2005. Zunehmend trifft das On-Demand-Thema auf Resonanz. Business Process Outsourcing wird in den kommenden Jahren um durchschnittlich 15 Prozent zulegen. Das Volumen soll sich im Jahr 2005 auf 750 Millionen Euro belaufen. Häufig werden die Finanz- und Personalbuchhaltung sowie der Einkauf ausgelagert. Das Problemkind der IT-Dienstleistungsbranche bleibt die IT-Beratung und Systemintegration. Die Meta Group rechnet mit einem weiterhin schrumpfenden Markt. Erst im Jahr 2005 werden die Einnahmen in Deutschland wieder auf 11,4 Milliarden Euro steigen.

Trotz anhaltend schwindender Einnahmen der SAP-Beratungshäuser ist von einer Konsolidierung kaum etwas zu sehen. "Die IT-Dienstleister können skalieren. Sie reduzieren ihre Belegschaft und überleben auch mit wenigen Mitarbeitern", schildert Thorsten Wichmann, Geschäftsführer der Berlecon Research GmbH, Berlin. "Das ist eine sehr verbreitete Strategie, mit der die Anbieter auf die schleppend verlaufenden Geschäfts reagiert haben." Diese Maßnahmen haben vielleicht die eigene Personalskosten reduziert, dem Markt haben sie keine Entlastung gebracht. "Das Geschäft mit IT-Services funktioniert anders als das der klassischen Industrien. Wenn ein Stahlwerk geschlossen wird, ist die Kapazität gleich aus dem Markt. Entlässt ein IT-Dienstleister Mitarbeiter, arbeiten diese als Freiberufler weiter", erklärt der Berlecon-Manager. "Die Beratungskapazität bleibt demnach erhalten, so dass zwangsläufig auch der Druck auf die Preise zunächst anhält

und nur langsam weicht."

Dennoch präsentieren die Marktforscher auch der Beraterbranche einen kleinen Hoffnungsschimmer (siehe Kasten "Betriebsservices sind gefragt"). Im nächsten Jahr werden die Einnahmen laut einer Erhebung der Meta Group wieder zulegen. Mit steigenden IT-Budgets im SAP-Markt rechnet auch Branchenkenner Fink von der FH Bonn-Rhein-Sieg. Er beruft sich dabei auf eine kürzlich betriebene Untersuchung der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Management und Beratung: "Das in der Industrie bereitgestellte Budget für die IT-gestützte Prozessoptimierung hat kurz- und mittelfristig Vorrang vor anderen Ausgaben. Davon können auch die kleineren IT-Dienstleister profitieren", schildert er. "Wachsenden Bedarf hat der Mittelstand. Um diese Klientel zu bedienen, sind die kleinen Dienstleister gut aufgestellt." Spannend bleibt indes, ob es sich bei der sich abzeichnenden Markterholung nur um ein Zwischenhoch handelt, weil die Anwender die in der Vergangenheit zurückgestellten Vorhaben