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Aufmerksamkeitsdefizit

Service-Überangebot wird für Web 2.0 zum Problem

22.09.2008
Von pte pte
Das wachsende Angebot an Web-2.0-Angeboten in Bereichen wie Social Networking, Micro-Blogging oder Video-Sharing entwickelt sich inzwischen zum Problem.

Insbesondere wird es für Nutzer immer schwerer, genügend Zeit für all ihre Web-2.0-Aktivitäten aufzubringen. "Wie viele Web-Services kann ein Mensch nutzen?" fragt daher die "New York Times". Doch das Problem geht deutlich tiefer, warnt Fraser Kelton, Director of Business Development des Web-2.0-Unternehmens AdaptiveBlue. Der Fortschritt vergrößert die Zahl neuer Angebote, sodass Start-ups Schwierigkeiten bekommen, sich mit ihren Innovationen überhaupt auf dem Web-2.0-Markt zu etablieren. "Es ist leicht geworden, etwas Neues zu entwickeln, aber schwer, Aufmerksamkeit zu erzielen", bestätigt Thomas Burg, Marketing-Manager bei mindmeister, gegenüber pressetext.

Die Kommunikation verlagert sich gerade bei der Jugend verstärkt ins Netz. "Diesbezüglich entsteht oft sozialer Druck", meint Burg. Facebook, Flickr, YouTube und Twitter sind große Namen, aber doch nur vier in einem Wald aus Angeboten. Wer sich dem Web 2.0 nicht verweigert, kann bei der Verwaltung seiner Online-Aktivitäten vor eine Herausforderung gestellt werden - vor allem, wenn verschiedene Freunde für ähnliche Aktivitäten auf unterschiedliche Webseiten setzen. "Aber User können geeignete Tools verwenden, um einfach auf mehreren Plattformen präsent zu sein", betont Burg. Außerdem träfen solche Probleme zwar bestimmte Demografien, insbesondere in den jüngeren Generationen. Die breite Masse der Internet-Nutzer bleibe aber noch verschont, so der Web-2.0-Experte.

Für neue Angebote im Web 2.0 ist das größte Problem aber gar nicht mehr, auch Durchschnittsuser anzusprechen, warnte Kelton bei einem Vortrag im Rahmen der Web 2.0 Expo. "Es geht inzwischen darum, überhaupt einmal 'Early Adopter' zu finden und zu binden", erklärt Kelton. Damit sind innovationsfreundliche Früh-Anwender wie beispielsweise Tech-Blogger gemeint, deren Interesse ein Angebot erst groß macht. "Wenn ich die Aufmerksamkeit dieser Gruppe nicht bekomme, habe ich als Anbieter ein Problem", bestätigt Burg. Das Problem entsteht ausgerechnet dadurch, dass diverse Faktoren das entstehen neuer Angebote begünstigen, so Kelton. Dazu zählt Open-Source-Software, die eine Finanzierung erleichtert ebenso wie Programmierschnittstellen, die einen Zugriff auf bestehende Innovationen bieten oder der schnellere Informationsfluss im Internet. Bei dem insgesamt großen Angebot bleibt Früh-Anwendern kaum Zeit für einzelne Services.

"Es wird eine Konsolidierung geben", ist Burg daher überzeugt. In Vertikalen ähnlicher Angebote werden weniger Services tatsächlich überbleiben, wie es beispielsweise im Bereich der RSS-Anbieter schon zu beobachten sei. Die Zukunft werde Angeboten gehören, für die Nutzer ihr Verhalten nicht ändern oder Kontakte aufwendig zum neuen Service übertragen müssen, meint wiederum Kelton. Ein Beispiel sei FriendFeed, das die Aktivitäten von Freunden auf 43 Webseiten zusammenträgt. Solche Services würden an der Vielfalt der Web-Angebote an sich nichts ändern, meint allerdings Burg. "Die Idee der 'Data Portability' ist nicht neu", ergänzt der Web-2.0-Experte. Mit der Frage, wie Daten einfach zwischen verschiedenen Webangeboten speziell im Social-Networking-Bereich ausgetauscht werden können, beschäftigt sich beispielsweise das Projekt DataPortability, das im Laufe des Jahres Unterstützung unter anderem durch Google, Microsoft und MySpace vermelden konnte. (pte)