Service-Provider fordern fairen Wettbewerb von D1 und D2 Mobilfunk: Kunden zeigen kaum Interesse an Mehrwertdiensten

01.12.1995

MUENCHEN (pg) - Im Mobilfunk herrscht dicke Luft. Thomas Ohlandt, Geschaeftsfuehrer des Service-Providers Dekraphone, bezichtigte die beiden Netzbetreiber DeTeMobil und Mannesmann Mobilfunk der Quersubventionierung. Er fordert deshalb die Schaffung einer Kontrollinstanz, damit alle Provider ihre Sprach- und Datendienste unter fairen Bedingungen anbieten koennen.

In Muenchen monierte Ohlandt, um dessen Unternehmen es Uebernahmespekulationen durch RWE Allied Telliance gibt, gegenueber der CW eine vom Regulierer verschuldete Grauzone. D1 und D2 duerfen durch eigenen Direktvertrieb Services und Mobiltelefonie an Endverbraucher vermarkten, muessen aber die Geschaeftsfelder Netzbetrieb und Service-Provision nicht voneinander getrennt bilanzieren. Damit ist einer Quersubventionierung nach Ansicht der selbstaendigen Telefongesellschaften, die ueber keine eigenen Netze verfuegen, Tuer und Tor geoeffnet.

Sprach-Mailbox erfreut sich grosser Beliebtheit

Als Indiz fuer die Bevorzugung der eigenen Vertriebseinheiten bei D1 und D2 wertet Ohlandt die Verschiebung der Marktanteile. Dem Dekraphone-Chef zufolge verbuchten die selbstaendigen Service- Provider im Jahr 1992 noch zwei Drittel des Geschaefts fuer sich. Inzwischen ging der Anteil sukzessive zurueck. Ohlandt schaetzt, dass die Waage im November 1995 erstmals zugunsten der beiden Netzoperatoren und ihres Vertriebs ausschlaegt. Fuer D1 und D2 hat Dekraphone einen Marktanteil von nunmehr 51 Prozent ermittelt.

Ohlandt nannte auch Beispiele fuer die Bevorzugung: Beide Carrier billigen ihren Service-Provisions hoehere Margen zu als den selbstaendigen Dienstleistern und geben ihnen damit die Moeglichkeit, Haendlern lukrativere Praemien auszuschuetten. Ausserdem wuerden die internen Units wesentlich frueher ueber technische Netzaenderungen sowie von den Netzbetreibern geplante Mehrwertdienste und Marketing-Aktionen informiert und haetten dadurch einen Wettbewerbsvorteil. Seitens der autonomen Dienstleister wird deshalb der Ruf nach einer getrennten Bilanzierung und neutralen Kontrollinstanz immer lauter.

Dekraphone ist Ohlandt zufolge mit rund 160000 Kunden die Nummer zwei unter den selbstaendigen Service-Providern - hinter Debitel/Bosch und vor Cellway sowie Talkline. Nach Ansicht des Geschaeftsfuehrers werden in Zukunft die Dienste Sprache, Mailbox, Faxuebertragung, Rufumleitung sowie Datenkommunikation die Renner sein. Neben dem Telefonieren erfreut sich derzeit bereits der Mailbox- und Faxservice grosser Beliebtheit, waehrend die Datenkommunikation noch eine schwache Rolle spielt. Ohlandt erwartet mittelfristig jedoch eine Teilnehmerzahl von rund fuenf Prozent, im Bereich Fax sogar zehn bis 15 Prozent. Gemischte bis negative Erfahrungen habe man hingegen mit Value Added Services wie zum Beispiel dem Sekretariatsdienst etc. gesammelt.

Mit 80 Prozent machen professionelle Anwender den Loewenanteil der Dekraphone-Kunden aus. Die Neu-Isenburger tragen dieser Klientel durch einen speziellen Business-Tarif Rechnung und vermarkten fast ausschliesslich D1- und D2-Karten. E-plus habe, so Ohlandt, noch das Manko der geringen Flaechendeckung und sei auch nicht wie eine Rakete gestartet. Durch die Einfuehrung von Privat- und Geschaeftskundentarifen haetten die DeTeMobil und Mannesmann Mobilfunk dem Konkurrenten e-plus den Wind aus den Segeln genommen. "Ich sehe keine Quantenspruenge fuer 1996 voraus", sagte der Manager, auf die zukuenftige Tarifentwicklung angesprochen.

Sein Leid klagte Ohlandt ueber die nach wie vor hohe Kuendigungsrate. Im Durchschnitt kehren rund 20 Prozent der Kunden den Service-Providern den Ruecken.