Service-orientierte Architektur - aber wie?

08.06.2004
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Den Anwenderunternehmen verspricht diese neue Art von IT-Architektur - dank der wieder verwendbaren Services - ein Mehr an Effizienz. Es wird jedoch durch einen höheren Integrationsaufwand erkauft. Wie die St. Gallener Wirtschaftswissenschaftler in einem jüngsten Forschungsprojekt feststellen mussten, nimmt die Zahl der Schnittstellen innerhalb einer SOA nicht ab, sondern zu.

Auch deshalb zögern viele Unternehmen, auf den SOA-Zug aufzuspringen - zumal die Produktankündigungen der Anbieter häufig noch wenig Konkretes zu Tage fördern. Doch ignorieren lässt sich das Thema auch nicht mehr. Zumindest die Teilnehmer des St. Gallener Workshops hatten sich bereits intensiv damit auseinandergesetzt. Dabei waren ihr Erfahrungsstand und ihre grundsätzliche Strategie erwartungsgemäß sehr unterschiedlich. Die Spannbreite reichte von der bewussten Entscheidung, wo immer möglich auf SAP-Technik zu bauen, bis zum expliziten Bemühen, SAP-eigene, also proprietäre Bausteine weitestgehend zu vermeiden.

Allen gemeinsam war eine grundsätzliche Skepsis gegenüber den Versprechen und Motiven der Herstellerseite. Auf breite Zustimmung stießen Aussage wie: Die viel zitierte Offenheit der Systeme sei zumindest fragwürdig, und die Anbieter verfolgten eine "Lock-in"-Strategie. Das Verdienst der originellsten Formulierung gebührte Thomas Vogel, zuständig für Anwendungsinfrastruktur und -architektur beim Pharmakonzern Novartis in Basel: Aus seiner Sicht stellen die Architekturangebote einiger Softwareunternehmen - hier sprach er den SAP-Vorstand Zencke direkt an - "Hummerfallen" dar: "Man kommt leicht hinein, aber nicht mehr hinaus."

Als Beleg für diese These mag das Beispiel des Flughafenbetreibers Fraport AG dienen. Eigentlich hatte das Unternehmen keinen Bedarf für einen Web Application Server angemeldet, sondern eine Lösung für ein drängendes Problem gesucht: die zuverlässige Wartung der Brandschutz-Klappen auf dem Frankfurter Flughafengelände. Das von SAP vorgeschlagene und als tauglich befundene System basiert auf der mobilen Erfassung von Funkfrequenz-Signalen sowie einer Auswertungs-Infrastruktur, die mit den aktuellsten Produkten des Anbieters - darunter dem "Web AS" - operiert (siehe www.computerwoche.de/go/80113206). Auf diese Weise kam Fraport zum ersten Netweaver-Produkt.