Blades, Unix, x86 und Mainframe

Server-Plattformen auf dem Prüfstand

20.09.2011
Von 
Klaus Hauptfleisch ist freier Journalist in München.

Mainframes: Totgesagte leben länger

Aktuelle Situation

IBM-Mitarbeiter legen noch letzte Hand an dem zEnterprise System Mainframe an. Kostenpunkt: 1,5 Millionen Dollar.
IBM-Mitarbeiter legen noch letzte Hand an dem zEnterprise System Mainframe an. Kostenpunkt: 1,5 Millionen Dollar.
Foto: IBM

Sogenannte Non-x86er-Server haben laut Nebuloni im zweiten Quartal 2011 nicht nur weltweit, sondern auch in Europa stark zugelegt. Am stärksten wuchsen dabei Mainframes, mehr noch als x86- oder Unix-Server. Das rührt nicht nur daher, dass viele Unternehmen vor dem sich bereits abzeichnenden nächsten wirtschaftlichen Abschwung noch einmal ihre Systeme erneuert oder aufgefrischt haben. Ein anderer Grund könnte die Ankündigung von IBM sein, dass die neuen z196-Mainframes auch mit gewissen Konfigurationen der hauseigenen Unix- und Blade-Server zusammenarbeiten. Für Nebuloni ist das eine wichtige Botschaft an die überwiegend aus Stammkunden bestehende Mainframe-Klientel. Den Anfang im Bereich Blades sollten laut IBM Linux-Systeme machen, der Windows-Support dann Ende des Jahres folgen. Gartner-Analyst Butler lobt den Hybrid-Ansatz von Big Blue, sieht aber schon dem Linux-Versprechen bisher kaum Taten folgen.

Mainframes - Empfehlungen und möglicher Handlungsbedarf

Fujitsus BS2000-Mainframe SQ200 läuft mittlerweile mit Intels Highend-Prozessoren angesiedelten Xeon MD.
Fujitsus BS2000-Mainframe SQ200 läuft mittlerweile mit Intels Highend-Prozessoren angesiedelten Xeon MD.
Foto: ad

Während viele Mainframes schon zehn oder gar mehr Jahre auf dem Buckel haben, laufen sie sehr stabil. In Sachen Service-Level, Zuverlässigkeit und Uptime gelten sie immer noch als unübertroffen. Deshalb können sie auch nach Ansicht von Experten gut noch einmal so lange laufen. Die Zukunft von Fujitsus BS2000 sieht Zilch nicht so rosig. Möglicherweise müssten Unternehmen mittelfristig über eine Exit-Strategie nachdenken, obwohl die Japaner bei den Mainframes mittlerweile auf Xeon umgeschwenkt sind. IBM werde sich aber mit dem Ansatz von Mainframes als hybride Plattform künftig noch weiter nach vorne drängen.

Das Hauptproblem aus der Sicht des Experton-Analysten sind die vielen intern oder extern selbst „gestrickten“ oder angepassten Applikationen. Diese müssten in den nächsten fünf Jahren dringend ausgetauscht werden, sofern sie nicht ohnehin als unwichtig klassifiziert würden oder sich kapseln ließen. Fehlende oder nur noch bei älteren Experten zu findende Skills und entsprechende Support-Leistungen der Softwarehersteller macht Gartner-Analyst Butler als größtes Problem bei Mainframes, Midrange- und anderen Legacy-Systemen aus. Cobol als Programmiersprache sei schon schwierig genug, noch mehr aber in RPG (Report Program Generator) geschriebene Anwendungen, da diese nur IBM-Spezialisten für die AS/400 oder gar deren Vorgänger beherrschten. Immerhin geht IBM das Problem der aussterbenden Experten an und betreibt in Hochschulen Nachwuchsförderung.

Trotz Administrations- und Wartungskosten in Millionenhöhe scheuen viele Unternehmenskunden den Ausstieg aus der Mainframe-Technik, weil die Migration der Arbeitslasten auf Unix- oder x86-Systeme mitunter zehnmal so teuer kommen kann. Bei neuen Anwendungen oder Workloads sind laut den Analysten aber durchaus Linux- oder Windows-Lösungen auf Basis von x86er-Server eine sinnvolle Option.