Gericht billigt IBM-Forderungen

Serie von Rückschlägen für SCO

19.12.2003
MÜNCHEN (CW) - Eine schwarze zweite Adventswoche für SCO: Ein Gericht verlangt Belege für Vorwürfe gegen IBM, lizenzgeschützten Unix-Code veruntreut zu haben, Investoren schränken die Handlungsfreiheit des Managements ein, und eine massive Attacke auf die Firmen-Server macht Sicherheitsprobleme offenkundig.

Ein Bezirksgericht in Utah hat SCO verurteilt, bis zum 23. Januar 2004 sein Beweismaterial für den Vorwurf vorzulegen, IBM habe proprietären Unix-Quellcode für die Linux-Entwicklung weitergereicht und Geschäftsgeheimnisse missbräuchlich verwendet. SCO muss darlegen, welche Linux-Codezeilen im Detail Copyright-Verletzungen darstellen sollen und ob die Firma selbst solchen Code öffentlich zugänglich gemacht hat. Außerdem wurde das Unternehmen verpflichtet, die diversen pauschal erhobenen Vorwürfe gegen IBM juristisch differenziert darzulegen und zu begründen.

Big Blue hatte das Gericht bemüht, nachdem SCO zur Prozessvorbereitung den Sourcecode lediglich ausgedruckt auf einer Million Seiten Papier statt in verwertbarer elektronischer Form übergeben hatte. Der Richter folgte der IBM-Argumentation, dies sei ein Versuch, das Verfahren zu verzögern.

Einen zweiten Rückschlag erlitt das Unternehmen durch die Großinvestoren Royal Bank of Canada und Baystar Capital, die sich im Oktober 2003 mit 50 Millionen Dollar an SCO beteiligt hatten. Sie zwangen der Unix-Firma einen Vertrag ab, der die Handlungsfreiheit des Managements einschränkt. Demnach darf SCO ohne vorherige Zustimmung der Investoren weder einen Vergleich noch weitere größere Aktienverkäufe oder eine Veräußerung der Firma anstreben.

Explizit aufgehoben ist darüber hinaus ein Vertrag von SCO mit seinen Anwaltskanzleien in den Verfahren gegen IBM und Red Hat. Die hätten bei solchen Transaktionen 20 Prozent der Einnahmen erhalten sollen.

SCO-Chef Darl McBride versuchte von den Schwierigkeiten abzulenken, indem er der Open-Source-Gemeinde die Schuld an massiven Denial-of-Service-Attacken (DoS) zuwies. Unbekannte hatten zum dritten Mal in diesem Jahr SCO-Server für mehrere Tage lahm gelegt. Die Community reagierte empört, und Spezialisten von Security-Firmen warfen SCO vor, die Sicherheit der eigenen Systeme zu vernachlässigen. (ls)