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Google-Mitgründer

Sergey Brin sorgt sich um das freie Internet

16.04.2012
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Der Google-Mitgründer Sergey Brin sieht die Freiheit des Netzes durch verschiedene Faktoren in Gefahr.

Im Interview mit dem britischen "Guardian" sagte Brin, es gebe "sehr mächtige Kräfte, die sich auf allen Seiten und rund um den Globus gegen das offene Internet aufgestellt" hätten. Als da wären Staaten mit Internetzensur, die Versuche der Unterhaltungsindustrie, gegen Piraterie vorzugehen sowie last, but not least "restriktive" Walled Gardens wie Facebook und Apple.

Die Besorgnis ist aus Google-Sicht verständlich, denn wo Googles Bots nicht hincrawlen können, da kann Google auch kein Geschäft machen. Davon abgesehen sind Brins Argumente alles andere als neu - das meiste davon findet sich etwa bereits in dem Grundsatzartikel "Long Live the Web: A Call for Continued Open Standards and Neutrality" von Web-Erfinder Sir Tim Berners-Lee für den "Scientific American" vom November 2010.

Multimilliardär Brin (38), dessen Familie vor Antisemitismus aus der Sowjetunion floh, gilt laut "Guardian" weithin als die treibende Kraft hinter Googles teilweisem Rückzug aus China im Jahr 2010 aus Protest gegen Zensur und Cyber-Angriffe. Noch vor fünf Jahren hatte der Google-Mitgründer erklärt, er könne sich nicht vorstellen, dass China oder sonst ein Land das Internet längerfristig beschränken könne. Das sieht Brin mittlerweile anders. "Es sieht danach aus, als habe man in bestimmten Gebieten den Geist zurück in die Flasche gedrückt", sagte er.

Neben China - dessen "Great Firewall" US-Firmen wie Cisco mitgebaut haben - und anderen Zensurstaaten wie Saudi-Arabien und Iran kritisiert Brin ausdrücklich auch Facebook und Apple mit ihren geschlossenen und proprietären Plattformen und ihrer Kontrolle über ihre Nutzer, die Innovation bedrohten und das Web balkanisierten. "Es steht eine Menge auf dem Spiel", so Brin weiter. "Zum Beispiel die ganzen Informationen in Apps - diese Daten lassen sich nicht von Web-Crawlern durchforsten. Sie können sie nicht durchsuchen."

Mit Blick auf US-Gesetzesvorhaben wie SOPA, PIPA (und neuerdings CISPA) und Zugriffe von US-Behörden auf Daten auf Googles Servern mittels Gesetzen wie des Patriot Act erklärte Brin überdies: "Wenn wir einen Zauberstab hätten und nicht mehr US-Gesetzen unterliegen müssten - das wäre toll. Wenn wir unter einer magischen Jurisdiktion arbeiten könnten, der jeder auf der Welt vertraut, das wäre großartig. So machen wir es halt so gut man es eben machen kann."