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SER erhält den Zuschlag zur CSE-Übernahme

01.10.1999
ESSEN (CW) - Wie ein Paukenschlag tönte auf der Essener Messe DMS ''99 die Mitteilung der SER AG, Neustadt/Wied, über den Kauf des Workflow-Spezialisten CSE. Interesse an einer Übernahme des österreichischen Unternehmens hatten offenbar auch andere Dokumenten-Management-Hersteller.

Noch am Morgen des ersten Messetags war SER-Vorstands-vorsitzender Gert Reinhardt zum Hauptsitz der CSE nach Klagenfurt geeilt, um die Akquisition unter Dach und Fach zu bringen. Als er nach Essen zurückgekehrt war, verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer - sehr zum Ärger einiger SER-Konkurrenten. Szenekenner Ulrich Kampffmeyer, Chef der Hamburger Project Consult GmbH, äußert sich amüsiert, daß er an jenem Vormittag noch eine Messeveranstaltung mit den Firmen Easy und CSE zum Thema "Domea" hatte, der Behördenlösung von CSE. In der Branche sei die ebenfalls an einer Übernahme der Österreicher interessierte Easy AG als heißer Kandidat gehandelt worden, um so erstaunter sei man über den Zuschlag für die SER gewesen.

Reinhardt begründet die CSE-Übernahme, zu deren Preis keine Zahlen genannt wurden, mit den hinzugewonnenen Produkten, Kunden und Mitarbeitern. Im Produktbereich sei das eigene, recht glücklos vertriebene Workflow-Tool "Vita" ohnehin tot. Das im vergangenen Jahr als Nachfolger gekaufte System "Proflow" werde im Bereich Production-Workflow, also der strukturierten Vorgangsbearbeitung, angesiedelt, während die CSE-Software in der Ad-hoc-Vorgangsbearbeitung ihre Stärke zeige. Schnittstellen zur Dokumenten-Management-Familie "ITA" von SER gebe es aufgrund gemeinsamer Kunden bereits. Als Lösungsanbieter sei man nun besser in der Lage, sich von Fall zu Fall für die geeignetere Workflow-Variante zu entscheiden.

Äußerst reizvoll ist für SER auch die CSE-Klientel. Die Österreicher hatten sich produktseitig aufgeteilt in die für Behördenlösungen zuständige Solutions GmbH sowie in eine Systems GmbH, die einen ihrer größten Aufträge von der Deutschen Telekom erhielt. Beide Märkte seien für SER wichtig, dennoch werde man die CSE-Bereiche wieder unter einem Dach zusammenführen, erklärte Reinhardt gegenüber der CW. Besonders schmerzlich für SER-Konkurrenten wie Easy oder Dr. Materna dürfte laut Kampffmeyer das auf diese Weise erreichte Entree in die öffentliche Verwaltung sein.