Acoustic Tracking

Sensoren belauschen die Wanderung der Lachse

29.10.2008
Von pte pte
Fische wandern - nur wohin genau, wussten Wissenschaftler bislang nicht. Mit einem neuen Tracking-System wollen sie Schwärme verfolgen.

Der Frage, was mit den Junglachsen nach der Geburt und ihrer Wanderung zurück ins Meer geschieht, interessiert Wissenschaftler bereits seit Jahren. Mit einem neuen und vor allem kostengünstigen Tracking-System ist es nun möglich, die Tiere bis zu 2.500 Kilometer weit zu verfolgen. Das Pacific Ocean Shelf Tracking (POST) Project, das Teil des internationalen Zensus des marinen Lebens ist, wird vom Vancouver Aquarium geleitet und soll auch zeigen, wie sich globale Veränderungen auf die Migration von Lebewesen auswirkt. "Das System, das auf akustischen Signalen beruht, ist wirklich einzigartig", meint Jim Bolger, Direktor des POST-Project, das im Vancouver Aquarium beheimatet ist, im pressetext-Interview.

Bisher sei es unmöglich gewesen, kleinere Tiere in den Ozeanen zu verfolgen. "Mit den mandelgroßen schallemittierenden Sendern, die in einem ganzen System von Unterwassersensoren von Alaska bis nach Kalifornien installiert sind, lassen sich Fische schon ab einer Größe von 14 Zentimetern verfolgen", erklärt der Forscher. Ein weiterer Vorteil des Systems sei auch, dass es sowohl im Süß- als auch im Salzwasser funktioniere. "Wir können die Fische sehr genau lokalisieren und dann sehen, wohin sie schwimmen - das war bisher ein Geheimnis."

Das System soll auch helfen genau herauszufinden, wo Fische sterben. Bisher ist nämlich nicht ganz klar, was den Fisch-Populationen derart stark zusetzt. "Erstmals konnten wir mit dem Acoustic Tracking Lachse von den Rocky Mountains in den beiden Flüssen Columbia und Fraser bis nach Alaska verfolgen", erklärt Studienleiter David Welch von Kintama Research in Nanaimo, British Columbia, gegenüber pressetext. Die Arbeit habe aber für das generelle Verständnis der Migration von Meerestieren wesentliche Bedeutung, zeigt sich der Wissenschaftler überzeugt, denn damit lassen sich auch andere Spezies wie etwa Störe, Haie, aber auch Kabeljau, Heringe oder Heilbutt verfolgen. "Für das Überleben von Fischen ist eine Reihe von Faktoren ausschlaggebend. Und darüber wollen wir einfach mehr erfahren", so Bolger. Interessiert sind die Forscher auch auf die Auswirkungen von Fischfarmen auf die wildlebenden Fische.

"Im Vergleich zum bisher angewendeten Satelliten-Tracking, das vor allem sehr teuer war, biete dieses neue System der POST-Tags deutlich Vorteile", erklärt Bolger, der davon ausgeht, dass nicht nur die Sender kleiner werden, sondern zudem auch noch in Tiefen von mehr als den bisher möglichen 200 Metern einsetzbar werden. "Dann wird es auch möglich sein besser zu verstehen, welche Auswirkungen Temperatur- oder Salzgehaltänderungen auf die einzelnen Lebewesen tatsächlich haben. 2006 konnten Wissenschaftler an markierten Sockeye-Lachsen feststellen, dass diese um eineinhalb Monate zu früh ihre Wanderung flussaufwärts begannen. Das habe zu einer Abnahme von ungefähr vier Millionen Fischen im vergangenen Jahrzehnt geführt. "Es geht im Prinzip nur darum, endlich mehr Einblicke in das Wanderverhalten der Ozeanbewohner zu bekommen - mit der neuen Methode ist das erstmals auch für kleine Tiere möglich", so Bolger abschließend. (pte)